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Ein Spaziergang

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Über den Shvil Israel, den nationalen israelischen Wanderweg, der Israel vom Norden bis in den südlichsten Zipfel durchzieht, habe ich früher schon einmal geschrieben . Obwohl ich gerne wandere konnte ich noch nie so recht verstehen, warum das Abwandern einer bestimmten Route ein abzuhakendes Ziel auf der Wunschliste der Lebensträume sein sollte. Ich brauche keine grosskotzigen Ziele, für mich reicht ein schöner Weg. Als eine liebe Freundin, die Reiseleiterin, aber corona-bedingt arbeitslos ist, eine siebentägige Shvil-Wanderung anbot, zögerte ich. Aber eine geplante Auslandsreise schien jeden Tag in weitere Ferne zu rücken. Und so sagte ich dann doch zu. Ich musste unbedingt aus meinem Heimbüro-Kämmerchen ausbrechen, wenn ich nicht wahnsinnig werden wollte.  Nun liegt die Wanderung schon mehrere Wochen zurück. Am Wochenende sortiere ich die Fotos – und noch einmal meine Eindrücke. Meine drei Wanderkameradinnen und ich haben insgesamt etwa 70 Kilometer zurückgelegt, jeden Tag von sieb

Lichtblicke

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Das vermaleidete Virus hat uns fest im Griff. Wie kleine Nussschalen werden wir auf einem stürmischen Meer der Unsicherheit erbarmunglos von Welle zu Welle geworfen. Es bleibt uns nur, uns festzukrallen und zu hoffen, nicht über Bord oder gleich mitsamt der Schale unter zu gehen – wenigstens bis der Sturm sich wieder legt.   Die Stube - der Hauptschauplatz In Israel haben wir gerade die zweite Welle hinter uns, das zweite Lockdown. Wieder habe ich fast einen Monat, davon viele Feiertage, zwischen Küche, Stube und Heimbüro verbracht. Wie klein meine Welt geworden ist, wurde mir erschreckend bewusst, als das Entsorgen des Altpapiers an der Sammelstelle nur wenige Meter von unserem Haus entfernt zum aufregenden Erlebnis wurde. Nun sinken bei uns die Fallzahlen und wir dürfen uns wieder frei bewegen, was ich auch in kleinen vorsichtigen Raten tue. Schulen, Restaurants, Kinos und Läden (ausgenommen Lebensmittel) bleiben weiterhin geschlossen, aber auch ohne sie gibt es Möglichkeiten für kle

Tropf, tropf, tropf...

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Ohne künstliche Bewässerungsanlagen geht in israelischen Pärken und Gärten überhaupt nichts. Die Sommermonate sind niederschlagsfrei und wer grünen Rasen und saftige Sträucher will, muss bewässern. Deshalb gibt es auch in unserem kleinen Gärtchen ein computergesteuertes System von Sprinklern und Tröpfchenschläuchen. Notgedrungen habe ich mir ein umfangreiches Fachwissen angeeignet, was Rasensprinkler und Bewässerungscomputer anbetrifft. Aber als mir eines Morgens das Eisenkraut und der Rosmarin welk und kraftlos entgegenblicken und ich trotz längerer Suche kein Leck finde, bin ich ratlos. Der Computer funktioniert erwartungsgemäss und der Garten auf der linken Seite ist saftig-feucht, aber auf der rechten Seite bleibt der Tröpfchenschlauch trocken. Natürlich bin ich Fachfrau genug um zu verstehen, dass irgendwo etwas auf den Schlauch drückt, aber die Problemstelle in dem komplizierten System zu finden, das zum grössten Teil unter Pflanzen und Sträuchern liegt, übersteigt mein Können. L

Fest der Liebe

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Gestern war Tu B’Av, ein kleiner jüdischer Feiertag, der in der Nacht zwischen dem 14. und 15. Tag des Monats Av beginnt, einer Vollmondnacht. Tu B'Av gilt als Freudentag und wird im modernen Israel als Fest der Liebe gefeiert. Viele Paare begehen diesen Tag mit einem romantischen Essen oder man beschenkt sich mit Blumen oder kleinen Aufmerksamkeiten. Bei uns ging das Fest nach einem intensiven Arbeitstag ziemlich sang- und klanglos über die Bühne. Aber immerhin habe ich mir etwas Gedanken gemacht, während wir ganz unromantisch auf dem Sofa dahindösten. Dabei handelt es sich aber nicht etwa um eine Formel für langjährige Partnerschaften oder gar eine grosskotzige Definition für den wohl unumschreiblichen Begriff Liebe. Eher vage Gedanken. Worauf beruht Zuneigung? Was verbindet zwei Menschen, die oft total verschieden sind? Was hält gewisse Paare zusammen? Und warum trennen sich andere, die doch eigentlich zusammenpassen sollten? Mit meinem Gatten und mir, zum Beispiel, verhält es s

Balagan

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In Israel verläuft auch im „Normalzustand“ nichts in ruhigen oder geordneten Bahnen. Immer brodelt es, manchmal mehr, manchmal weniger. Man gebe eine Prise Corona dazu und schon kocht der Topf über. Momentan herrscht das totale Chaos. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag erliess die Regierung eine Reihe von Massnahmen, um die Corona-Ausbreitung einzudämmen. Restaurants sollten ab Freitagabend und Strände ab nächste Woche geschlossen bleiben. Umgehend gingen die Restaurantbesitzer auf die Barrikaden, denn sie hatten sich schon mit Vorräten für das Wochenende eingedeckt. Einen Tag später gab die Regierung nach und den Restaurants wurde eine Frist bis am Dienstag eingeräumt. Am Montag wurde darüber diskutiert, diese Massnahme überhaupt zu annullieren und am Dienstagmorgen wurde verkündet, dass die Restaurants jetzt doch geschlossen werden müssen. Am Dienstagabend hingegen wurde wieder das Gegenteil bekanntgegeben. Kurzum, Zigtausende Restaurantangestellte – darunter meine Tochter – müs

Spuren im Sand

Zwölf obligatorische Schuljahre sind abgeschlossen. Auch die Jahre bei den Pfadfindern, in welchen meine Tochter seit der dritten Klasse mit den Kindern unseres Dorfes enge Freundschaften schliessen konnte, sind für ihren Jahrgang nun zu Ende. Aber während meine älteren Kinder zu dieser Zeit wochenlang mit Vorbereitungen für die grosse Schulabschlussfeier und für das letzte Pfadfinderlager beschäftigt waren, verläuft dieses Jahr alles sang- und klanglos und ohne Abschluss. Wie Spuren im Sand: vom Winde verweht, als wäre alles nie dagewesen. Keine aufwändige Feier in der Schule mit Schülern, Eltern und Lehrpersonal. Keine feierliche Zeugnisübergabe. Keine aufregende Promfeier, für welche die Jugendlichen in anderen Jahren für einen kurzen grandiosen Auftritt viel Geld für übertriebene Roben, Schminke und Frisuren ausgeben. Das letzte Pfadfinderlager, in welchem die Kinder mit der Tradition gewordenen „Tränen-Parade“ von ihren Kollegen Abschied nehmen, fällt ins Wasser. Sogar die beschei

Weisses Haar und weisse Zähne

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In den letzten Märztagen, als ich vor dem Lockdown noch zum letzten mal ins Büro fuhr, liess ich spontan den Friseurtermin sausen, der noch in meinem Kalender vermerkt war. Warum jetzt noch die Haare färben, fragte ich mich, wo doch die totale Apokalypse, oder doch sicher einige unheilvolle Monate vor uns standen. In den darauffolgenden Wochen ohne soziale Kontakte liess ich meine natürliche Haarfarbe mutig spriessen. Unterdessen sind vier Monate vergangen und als es kürzlich gerade so aussah, als würden wir demnächst unseren gewohnten Alltag wieder aufnehmen, begann ich das Wachstum meiner Haare täglich ungeduldigst und milimeterweise herbeizufiebern. Mir gefällt das ungewohnte Grau, aber die Übergangszeit, in welcher rund um den Scheitel ein grauer Balken trohnt, während die ehemals gefärbten Haare immer undefinierter und bleicher werden, ist schwer zu ertragen. Müsste ich im Moment meine Haarfarbe definieren, wäre wohl Uringelb der am besten passendste Ausdruck. „Oh, mais c’est

Ein Kraut das Generationen verbindet

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Eine Gürtelrose ist eine höchst unangenehme Infektionskrankheit. Sie wird durch die gleichen Viren verursacht wie Windpocken, welche nach einer Erkrankung – meist im Kindesalter – im Körper verbleiben, bis ihnen das Immunsystem eine Chance gewährt, sich erneut zu vermehren. Dann treten, meist im Brustbereich, schmerzhafte Blasen auf. Oft wird eine Gürtelrose bei Stress hervorgerufen. Kein Wunder, dass meine Schwiegermutter an einer zünftigen Gürtelrose erkrankt. Einen rund um die Uhr pflegebedürftigen Mann zu haben, ist eine unmenschliche Bürde, besonders für eine kontaktfreudige Frau, der es am besten geht, wenn viel los ist, wenn sie es lustig hat und sie von Leuten umgeben ist. Seit unzähligen Jahren schon hat sie aber nur diesen kranken Mann um sich, der rund um den Tag ans Bett und an den Rollstuhl gebunden ist. Seit bei Savta (hebräisch für Grossmutter) eine Gürtelrose ausgebrochen ist, leidet sie ununterbrochen an starken Schmerzen und die Corona-bedingte Isolation schien

Es hat Schaum drin

Vor einigen Jahren, anlässlich einer kurzen Geschäftsreise nach Deutschland, ass ich mit einer Mitarbeiterin dunkler Hautfarbe aus Amerika zu Mittag. Beim Dessertbuffet war die Kollegin besonders neugierig auf einen Schaumkopf. Sie kannte das Dessert nicht und man erklärte ihr, dass es mit Eiweissschaum gefüllt war. Sie erlag der süssen Versuchung und legte sich ein Paradestück auf einen Teller. Zurück am Tisch erwähnten einige unverfrorene Mitarbeiter die Thematik des nicht mehr ganz zeitgemässen Namens für das Schoko/Schaum-Gebäck. Und während Jacintha nun die Ausdrücke Negerkuss und Mohrenkopf mit starkem amerikanischem Akzent spielerisch auf der Zunge rollte, verzehrte sie genüsslich den Schaumkopf – mit Messer und Gabel! Diese lustige Szene ist mir wieder in den Sinn gekommen, als ich entdeckte, dass das Thema in den letzten Tagen in der Schweiz die (Mohren-) Köpfe heisslaufen lässt. Worum geht es? Der Grossverteiler Migros hat beschlossen, in einigen Filialen die Dubler-Mohre

Bald, aber nicht heute

Die Corona-Regelungen sind in den vergangenen Tagen so weit gelockert worden, dass wir wieder unserem geregelten Alltag nachgehen können. Auch ich sollte mich so langsam vom Heimbüro verabschieden. Den firmeneigenen Bildschirm und die Dockingstation habe ich letzte Woche schon zurück ins Büro gezügelt. Das war einfach. Mich selbst wieder regelmässiger dorthin zu bringen, ist schwieriger. Dabei spricht im Grunde genommen nichts dagegen. Die zwei Tage, die ich letzte Woche im Büro gearbeitet habe, brachten sogar etwas angenehme Abwechslung in den neuen Alltag zu Hause. Und doch kann ich mich jeden Tag von neuem kaum dazu aufraffen, morgens das Haus zu verlassen, um erst am Abend wiederzukommen. Bevor wir vom Corona-Virus zur Entschleunigung gezwungen worden sind, war mein Alltag minutiös durchgeplant. Alles war fast bis ins letzte Detail geordnet, aufgeteilt und verplant. Ich sprang rund um die Uhr zackig von einer Tätigkeit zur nächsten und das lief wie geschmiert. Wie sonst hätte ich a

Alles beim Alten

Die Corona-Restriktionen werden gelockert, was das Zeug hält. Fast alles ist wieder geöffnet, ab morgen auch die Schulen für alle Altersstufen. Nur die Restaurants, Kultur- und Vergnügungsstätten und die Strände bleiben noch geschlossen. Die Verkehrsstaus zu Stosszeiten sind schon wieder da. Die Bahn fährt noch nicht. Busverkehr gibt es schon länger, aber bei der israelischen Bahn stand der Kundendienst noch nie im Vordergrund und es erstaunt nicht, dass die Corona-Situation ausgenutzt wird, bis der private Verkehr unter der Belastung zusammenbricht. Ich kann die Bahnangestellten gut verstehen. Auch ich werde ab nächster Woche wieder tageweise im Büro erwartet, kann mich aber noch nicht dazu aufraffen. Gestern habe ich erfahren, dass mein Vorgesetzter die Firma verlässt. Er ist ein wunderbarer Mensch, einen besseren Vorgesetzten hätte ich mir nicht wünschen können. Überhaupt erwarten uns in der Abteilung wieder einmal einschneidende Änderungen, nachdem mehrere Mitarbeiter in Führungs

500 Meter

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Die Tage rasen dahin. Ein etwas anderer Alltag hat sich breit gemacht und wir alle haben uns irgendwie damit arrangiert, jedes Familienmitglied gemäss seinen eigenen Bedürfnissen. Ich persönlich verbringe den frühen Morgen mit Sport, Dusche, Frühstück und etwas Hausarbeit und oft erst gegen Mittag arbeite ich einige Stunden im „Homeoffice“. Dafür arbeite ich manchmal in den späten Abend hinein und kann so die Arbeitszeit meinen amerikanischen Teamkollegen anpassen. Natürlich gibt es mit den drei jungen Damen, die jetzt umständehalber hier wohnen, auch einige Reibereien. Manchmal werden Stimmen laut, Türen werden geschletzt. Was die Küche anbetrifft, habe ich ein Notstandgesetz erlassen müssen, demzufolge zwischen 13 und 16 Uhr keiner ausser mir diesen Raum betreten darf. Nur so kann ich am Mittag in Ruhe kochen, essen und die Küche aufräumen, ohne dass jemand anders genau zum Zeitpunkt, als ich vier Pfannen auf dem Herd jongliere, Frühstückseier braten will. Schlimme Zeiten i

Jogginghosen und ein Corona-Geburtstagsfest

Ab heute Abend, für das zweite Pessachfest, gilt bei uns wieder für eineinhalb Tage absolutes Ausgangsverbot. Also kremple ich meinen Trainingsplan wieder einmal um und ziehe meine Laufrunde auf heute Morgen vor, bevor ich morgen nicht mehr vor die Türe treten darf. Natürlich ist Sport im Freien auch jetzt schon verboten, aber morgen früh wird es noch verbotener sein. Danach gehe ich vor dem Lockdown noch zwei, drei Sachen einkaufen. Wir haben jetzt Maskenpflicht. Die Maske schränkt mein Sichtfeld ein und erschwert das Atmen, aber immerhin kann man sich den Lippenstift sparen. Schade eigentlich, denn etwas Farbe könnte in diesem öden Alltag nicht schaden. Besonders verführerisch sind all die maskierten und ungeschminkten Gesichter jedenfalls nicht. Was mich persönlich anbetrifft, würde ich die Maske gerade lieber über meinen grauen Haaransatz ziehen, als meinen Mund zu verstecken. Neu ist auch, dass es jetzt salonfähig geworden ist, im Homedress oder Trainingsanzug unter die Leute z

Ich habe Zeit

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Nachdem ich in den ersten Tagen Ausgangssperre und Homeoffice vom neuen Zustand fast euphorisch begeistert – oder vielleicht einfach im Schockzustand – war, geht mir nun langsam die Puste aus und ich lande auf dem harten Boden der unliebsamen Realität. Ja, es ist wunderbar, den ganzen Tag die Familie um sich und mehr Zeit für alles zu haben, nirgendwo hinrennen zu müssen, jeden Tag gemeinsam zu essen, aber… In unserer Stube wird es eng, sie muss zurzeit als Heimbüro, Meetingraum, Klassenzimmer, Fitnesszentrum, Spielzimmer, Hobbyraum und Heimkino für mehrere Personen herhalten. Und so langsam gehen mir nicht nur die Rezept-Ideen, sondern vor allem die Lust und die Initiative aus. Ich bin gerne zuhause, aber was da draussen los ist, ist unfassbar: Dieser surreale und apokalyptische Zustand, in dem einfach nichts mehr beim Alten ist – das bringt den grössten Stubenhocker in Verdruss. Ich hätte jetzt doch gerne mein altes Leben zurück, oder wenigstens Teile davon. Am meisten bedrückt mi

Verbotenes Vergnügen

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Auf Facebook verfolge ich schon seit längerer Zeit eine Gruppe von Lauffreunden. Die Gruppe zählt mehrere tausend Mitglieder – alle mehr oder weniger fanatische Hobbyläufer – die Resultate, Erfahrungen und Gedanken zum Thema Laufen posten. Einige Posts sind hilfreich oder originell, andere wische ich ungelesen weg, wie das auf Facebook eben so ist. Seit wir wegen Corona Ausgangssperre haben und uns nur noch in einem Radius von Hundert Metern von der eigenen Wohnung bewegen dürfen, ist auf dieser Facebook-Gruppe die Hölle los. Die Läufer haben sich in zwei Lager gespalten und streiten, dass die Fetzen fliegen. Die Posts zum Thema überschlagen sich und sorgen für erhitzte Gemüter. Die Einen finden es gefährlich und unverantwortlich bis kriminell, sich dem Gesetz zu widersetzen, die Anderen halten die Regeln für übertrieben, missachten die Massnahmen und brüsten sich täglich mit aktuellen Laufresultaten, trotz Verbot. Beide Seiten können jeweils den Vertretern der Opposition absolut

Fitness in Zeiten von Corona

Keine Sorge, liebe Leser, hier erwartet sie nicht ein weiterer Vorschlag für ein Heimtraining bei Ausgangssperre. Viel mehr geht es um Sport im Fernunterricht und um die Bewältigung einer Abschlussprüfung in skurrilen Zeiten. Und ja, der Beitrag ist etwas länger, aber bestimmt müssen sie ja in den nächsten Stunden nirgendwo hin, es sei denn, sie seien Arzt, Pflegepersonal oder arbeiten an der Entwicklung eines Impfstoffs. Sport ist an den israelischen Oberstufen ein offizielles Abschlussprüfungsfach. Für das „Bagrut“ (Abitur) müssen die Schüler nebst anderen Disziplinen auch drei Kilometer Laufen. Lianne ist aber keine sportliche Person – ihr Körper befindet sich in einem Ruhemoment, das nur schwer in Bewegung zu bringen ist. Deshalb beschäftigt sie die Frage, wie diese Lauf-Nuss zu knacken ist, schon seit geraumer Zeit. Eigentlich schon seit Anfang Oberstufe taucht das Thema bei uns zu Hause sporadisch auf – nur um dann schnellstens wieder unter den Teppich gewischt zu werden. Einst

Prosit!

Entgegen aller dringlichsten Empfehlungen fahre ich heute wieder ins Büro. Die Verbindung und die Ausrüstung im Heimbüro waren gestern katastrophal. Ich habe eine komplizierte Arbeit zu erledigen, für welche ich meine beiden grossen Bildschirme und akzeptable Netzverbindung benötige. Die Strassen sind auch zur Hauptverkehrszeit wie ausgestorben. Auch die Büros sind menschenleer. Ich geniesse die Ruhe und weiss nun sogar meine graue Büroeinrichtung zu schätzen! Nur das Reinigungspersonal ist noch da und putzt in Scharen und als ginge es um Leben und Tod. Eine der Frauen wedelt auch um mich herum und reibt meine direkte Umgebung mit Unmengen von antiseptischen Feuchttüchern ab. Sie erledigt ihre Arbeit so eifrig, dass sie sogar den gebotenen Zwei-Meter-Abstand vergisst. Zum Mittagessen lasse ich mir vom Asiaten Sushi liefern, obwohl ich mich beim letzten mal gewaltig über den extremen Abfallberg geärgert und mir vorgenommen habe, nur noch unverpackte Mahlzeiten zu essen. Die Sushi-Ma

Surreale Szenen

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Im Restaurant, in welchem meine Tochter arbeitet (e), werden heute die Waren verteilt oder weggeschmissen. Dann werden die Türen bis auf Weiteres verriegelt. Sie ist ganz froh, dass sie nicht mehr arbeiten muss, denn sie zieht gerade um und braucht die freien Tage. Womit sie ihre Miete bezahlen wird? Es ist wahrlich ein Segen, wenn man nicht mehr als drei Tage vorausdenken kann! Abfall. Einst lebten wir in Saus und Braus In unserer Kantine (ja, ich bin heute noch zur Arbeit gefahren, denn die Anweisungen des Arbeitgebers sind eher unklar) gibt es ab sofort in Aluschalen abgepackte Mahlzeiten, dazu Einweg-Plastikbesteck. Soviel zu meinem letzten Beitrag betreffend Plastikmüll. Im Kampf ums Überleben verpassen wir der Erde den Todesstoss. Am Eingang zur Kantine zählt der Kantinenchef die Besucher, damit sich zu keinem Zeitpunkt mehr als sieben Personen in der 200 Menschen fassenden Halle befinden. Die drei Angestellten an der Ausgabe tragen Gesichtsmasken und Plastik-Hands

Ein Weckruf

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Die Sonne ist eben erst aufgegangen. Die Vögel zwitschern. Blühende wilde Iris und Veilchen säumen meinen Weg, bevor ich die Klippen zum Meer hinuntersteige. Es riecht nach Frühling...  So fangen unzählige meiner Blogbeiträge an. Aber etwas ist anders. Ich kann keine lustigen oder unterhaltsamen Beiträge mehr schreiben. Die Katastrophen nehmen in diesen Tagen ein Ausmass an, das es nicht mehr erlaubt, unbesorgt wegzuschauen. Der Aufstieg despotischer und terroristischer Gruppierungen, Kriege, Flüchtlingskatastrophen, Heuschreckenplagen, Pandemien. Die Ausbreitung des Corona-Virus, aber noch viel mehr die Massnahmen der Gesundheitsbehörden und die daraus resultierende Massenpanik, machen Angst. Schulen, Universitäten, Industrien und der Luftverkehr sind lahmgelegt. Es ist ungewiss, wohin sich das in den nächsten Wochen oder Monaten noch entwickeln wird. Aber während die Corona-Hysterie mir trotz allem noch wie ein völlig unwirkliches Massenspektakel vorkommt, offenbart sich mir beim