Dienstag, 3. April 2018

Shvil Israel

Eindrücke vom Trail-Abschnitt 18 heute morgen

Der Shvil Israel (oder INT, Israel National Trail, der israelische Nationalwanderweg) ist eine Pilgerroute, die in 44 Etappen über 1,050 Kilometer das Land Israel vom Norden bis in den Süden durchquert. Der Shvil Israel soll eine der schönsten Fernwanderwegen der Welt sein. Auf der Webseite von Christian Seebauer kann man mehr über den Trail lesen, der mit spektakulären Landschaften in einem aufregenden Land, meist angenehmem Wetter und hilfsbereiten Mitwanderern und Einheimischen aufwartet. 


Der Trail führt vom Kibbuz Dan im Norden durch Galiläa und am See Genezareth entlang, durchs Karmelgebirge zum Mittelmeer, an der Küste nach Tel Aviv, an Jerusalem vorbei und durch die Negev-Wüste bis ans Rote Meer im Süden. Gemäss der Topologie des Landes ändert der Trail seinen Charakter mehrmals: Er schickt den Wanderer über sanfte Hügel, durch unwegsame Schluchten, am Strand entlang und durch bewohnte und landwirtschaftlich geprägte Gebiete. Im Süden führt der Pfad auf einem etwa vierhundert Kilometer langen Abschnitt durch eine eindrückliche Sand- und Steinwüste. 

Übernachten können Wanderer im Zelt, unter freiem Himmel oder sie machen von den so genannten „Pfad-Engeln“ Gebrauch, die kostenlose Unterkünfte entlang des Trails anbieten. 

Je nach den persönlichen Möglichkeiten des Wanderers wird das Begehen des „Pfades“ in verschiedenen Zeitspannen geplant und durchgeführt: Eine mir bekannte Familie begeht den Trail mit Kind und Kegel in grösseren Abständen, sie legen wenn möglich eine Etappe im Monat zurück. Andere Bekannte wandern ab und zu zwei oder drei Etappen an den Wochenenden am Stück und lassen sich damit jahrelang Zeit. Den Rekord (für die alte Route von ca. 960 Kilometern) hält der israelische Abenteuerläufer Carlos Goldberg. Er lief den Trail von Nord nach Süd in 12 1/2 Tagen. Nun, an zwölf Tagen in der Reihe fast 80 Kilometer täglich zu laufen ist unbestrittenerweise sehr eindrücklich. Aber auch ich persönlich begehe den Shvil auf ganz besonders originelle Art (gezwungenermassen, da ich jeweils um acht Uhr morgens im Büro sein sollte): ich laufe Teile der lokalen Etappen 17 und 18 während meines Morgenjoggings immer und immer wieder!



Es gibt viele Gründe, den Shvil Israel zu bewandern: Weil man sich gerne aktiv betätigt und die Natur liebt. Weil man sich irgendeine Erleuchtung oder wenigstens innere Einkehr verspricht. Weil man eine besondere spirituelle Beziehung zu Israel hat und das Land mit den eigenen Füssen erforschen und erfahren möchte. Weil man Zeit und Ruhe zum Nachdenken braucht. Weil es befriedigt, etwas Grosses anzufangen, durchzuziehen und abzuschliessen, auch wenn oder gerade weil es sehr lange dauert. Weil Reisen einen kritischen Blick auf unser eigenes Dasein ermöglicht. Schnelles Reisen, im Flugzeug, oder einfach zu schnelles Hin- und wieder Zurückhüpfen, frustriert jedoch meines Erachtens eher. Unsere Seele – meine jedenfalls – kommt oft nicht mehr mit, wenn wir die natürliche Geschwindigkeit überschreiten, die der menschliche Körper ohne Motoren erreichen kann. Natürlich kann auch langsames Reisen frustrieren, zum Beispiel wenn man im Osterverkehr im Stau steht. 

Na ja, wie dem auch sei – über all das und vieles mehr werde ich gründlich nachdenken, wenn ich selbst einmal den ganzen Shvil Israel begehen werde. Das habe ich nämlich vor, spätestens wenn ich meine 45 Jahre im Gefängnis des Geldverdienens werde abgesessen haben und entlassen werde. Ob mir dann beim Pilgern wohl angerechnet wird, dass ich Abschnitt 18 schon 782 mal gelaufen bin?

Mit diesem Ausblick beende ich meinen heutigen Morgenlauf auf Trail-Abschnitt 18

1 Kommentar:

wegwunder hat gesagt…

... wäre bei einer Teiletappe mit dabei :-) :-)
Herzlich
Sibylle