Eine halbe Stunde Leben
Der heutige Tag steht in Israel für das Gedenken an die Opfer und Helden der Shoah. Am Vorabend des Holocaust-Gedenktags sind Restaurants und andere Orte des Vergnügens geschlossen. In Schulen und öffentlichen Institutionen werden Gedenkanlässe abgehalten. Im Radio wird nur ruhige Musik gesendet. Die bedrückte Stimmung überschattet die ganze Woche. Ich nehme diesen Tag sehr ernst. Ich arbeite heute zu Hause, aber für die Gedenkminute, die um zehn Uhr von Sirenen im ganzen Land begleitet wird, gehe ich nach draussen und stehe auf dem Gehsteig. Aber auch wenn ich mein ganzes Leben auf dem Gehsteig stehend verbringen würde, wäre es nicht genug, um der unmessbaren Gräueltaten am jüdischen Volk zu gedenken. Im Fernsehen schaue ich mir die Berichte und Zeugenaussagen der Shoah-Überlebenden an. Wie jedes Jahr bin ich von neuem erschüttert über die unfassbaren und absurden Ausmasse der Vergehen. Ich höre die Geschichte von David Leitner, dem Überlebenden, auf dessen Unterarm nicht nur eine son