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Es werden Posts vom Juli, 2020 angezeigt.

Balagan

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In Israel verläuft auch im „Normalzustand“ nichts in ruhigen oder geordneten Bahnen. Immer brodelt es, manchmal mehr, manchmal weniger. Man gebe eine Prise Corona dazu und schon kocht der Topf über. Momentan herrscht das totale Chaos. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag erliess die Regierung eine Reihe von Massnahmen, um die Corona-Ausbreitung einzudämmen. Restaurants sollten ab Freitagabend und Strände ab nächste Woche geschlossen bleiben. Umgehend gingen die Restaurantbesitzer auf die Barrikaden, denn sie hatten sich schon mit Vorräten für das Wochenende eingedeckt. Einen Tag später gab die Regierung nach und den Restaurants wurde eine Frist bis am Dienstag eingeräumt. Am Montag wurde darüber diskutiert, diese Massnahme überhaupt zu annullieren und am Dienstagmorgen wurde verkündet, dass die Restaurants jetzt doch geschlossen werden müssen. Am Dienstagabend hingegen wurde wieder das Gegenteil bekanntgegeben. Kurzum, Zigtausende Restaurantangestellte – darunter meine Tochter – müs

Spuren im Sand

Zwölf obligatorische Schuljahre sind abgeschlossen. Auch die Jahre bei den Pfadfindern, in welchen meine Tochter seit der dritten Klasse mit den Kindern unseres Dorfes enge Freundschaften schliessen konnte, sind für ihren Jahrgang nun zu Ende. Aber während meine älteren Kinder zu dieser Zeit wochenlang mit Vorbereitungen für die grosse Schulabschlussfeier und für das letzte Pfadfinderlager beschäftigt waren, verläuft dieses Jahr alles sang- und klanglos und ohne Abschluss. Wie Spuren im Sand: vom Winde verweht, als wäre alles nie dagewesen. Keine aufwändige Feier in der Schule mit Schülern, Eltern und Lehrpersonal. Keine feierliche Zeugnisübergabe. Keine aufregende Promfeier, für welche die Jugendlichen in anderen Jahren für einen kurzen grandiosen Auftritt viel Geld für übertriebene Roben, Schminke und Frisuren ausgeben. Das letzte Pfadfinderlager, in welchem die Kinder mit der Tradition gewordenen „Tränen-Parade“ von ihren Kollegen Abschied nehmen, fällt ins Wasser. Sogar die beschei

Weisses Haar und weisse Zähne

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In den letzten Märztagen, als ich vor dem Lockdown noch zum letzten mal ins Büro fuhr, liess ich spontan den Friseurtermin sausen, der noch in meinem Kalender vermerkt war. Warum jetzt noch die Haare färben, fragte ich mich, wo doch die totale Apokalypse, oder doch sicher einige unheilvolle Monate vor uns standen. In den darauffolgenden Wochen ohne soziale Kontakte liess ich meine natürliche Haarfarbe mutig spriessen. Unterdessen sind vier Monate vergangen und als es kürzlich gerade so aussah, als würden wir demnächst unseren gewohnten Alltag wieder aufnehmen, begann ich das Wachstum meiner Haare täglich ungeduldigst und milimeterweise herbeizufiebern. Mir gefällt das ungewohnte Grau, aber die Übergangszeit, in welcher rund um den Scheitel ein grauer Balken trohnt, während die ehemals gefärbten Haare immer undefinierter und bleicher werden, ist schwer zu ertragen. Müsste ich im Moment meine Haarfarbe definieren, wäre wohl Uringelb der am besten passendste Ausdruck. „Oh, mais c’est