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Es werden Posts vom April, 2020 angezeigt.

500 Meter

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Die Tage rasen dahin. Ein etwas anderer Alltag hat sich breit gemacht und wir alle haben uns irgendwie damit arrangiert, jedes Familienmitglied gemäss seinen eigenen Bedürfnissen. Ich persönlich verbringe den frühen Morgen mit Sport, Dusche, Frühstück und etwas Hausarbeit und oft erst gegen Mittag arbeite ich einige Stunden im „Homeoffice“. Dafür arbeite ich manchmal in den späten Abend hinein und kann so die Arbeitszeit meinen amerikanischen Teamkollegen anpassen. Natürlich gibt es mit den drei jungen Damen, die jetzt umständehalber hier wohnen, auch einige Reibereien. Manchmal werden Stimmen laut, Türen werden geschletzt. Was die Küche anbetrifft, habe ich ein Notstandgesetz erlassen müssen, demzufolge zwischen 13 und 16 Uhr keiner ausser mir diesen Raum betreten darf. Nur so kann ich am Mittag in Ruhe kochen, essen und die Küche aufräumen, ohne dass jemand anders genau zum Zeitpunkt, als ich vier Pfannen auf dem Herd jongliere, Frühstückseier braten will. Schlimme Zeiten i

Jogginghosen und ein Corona-Geburtstagsfest

Ab heute Abend, für das zweite Pessachfest, gilt bei uns wieder für eineinhalb Tage absolutes Ausgangsverbot. Also kremple ich meinen Trainingsplan wieder einmal um und ziehe meine Laufrunde auf heute Morgen vor, bevor ich morgen nicht mehr vor die Türe treten darf. Natürlich ist Sport im Freien auch jetzt schon verboten, aber morgen früh wird es noch verbotener sein. Danach gehe ich vor dem Lockdown noch zwei, drei Sachen einkaufen. Wir haben jetzt Maskenpflicht. Die Maske schränkt mein Sichtfeld ein und erschwert das Atmen, aber immerhin kann man sich den Lippenstift sparen. Schade eigentlich, denn etwas Farbe könnte in diesem öden Alltag nicht schaden. Besonders verführerisch sind all die maskierten und ungeschminkten Gesichter jedenfalls nicht. Was mich persönlich anbetrifft, würde ich die Maske gerade lieber über meinen grauen Haaransatz ziehen, als meinen Mund zu verstecken. Neu ist auch, dass es jetzt salonfähig geworden ist, im Homedress oder Trainingsanzug unter die Leute z

Ich habe Zeit

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Nachdem ich in den ersten Tagen Ausgangssperre und Homeoffice vom neuen Zustand fast euphorisch begeistert – oder vielleicht einfach im Schockzustand – war, geht mir nun langsam die Puste aus und ich lande auf dem harten Boden der unliebsamen Realität. Ja, es ist wunderbar, den ganzen Tag die Familie um sich und mehr Zeit für alles zu haben, nirgendwo hinrennen zu müssen, jeden Tag gemeinsam zu essen, aber… In unserer Stube wird es eng, sie muss zurzeit als Heimbüro, Meetingraum, Klassenzimmer, Fitnesszentrum, Spielzimmer, Hobbyraum und Heimkino für mehrere Personen herhalten. Und so langsam gehen mir nicht nur die Rezept-Ideen, sondern vor allem die Lust und die Initiative aus. Ich bin gerne zuhause, aber was da draussen los ist, ist unfassbar: Dieser surreale und apokalyptische Zustand, in dem einfach nichts mehr beim Alten ist – das bringt den grössten Stubenhocker in Verdruss. Ich hätte jetzt doch gerne mein altes Leben zurück, oder wenigstens Teile davon. Am meisten bedrückt mi