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Es werden Posts vom September, 2016 angezeigt.

Guaranteed

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Heute wird beim Autofahren im Radio das Lied Guaranteed von Eddie Vedder gespielt. Ein faszinierender Song aus dem Soundtrack des Films “Into the Wild” von Sean Penn. Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der nach dem Studium nicht den für ihn von Gesellschaft und Familie vorbestimmten Weg gehen will, sondern eine lange Reise unternimmt. Er sagt sich von materiellem Besitz los, reist und jobbt durch die USA und lebt zum Schluss alleine in der Wildnis Alaskas. Ja, zum Schluss, denn der Film endet nicht mit einem Happyend. Der junge Mann stirbt, ganz unspektakulär erliegt er aber nicht einem wilden Bären im Kampf und fällt auch nicht beim Fischen von einem hohen Wasserfall, sondern geht kümmerlich zu Grunde, weil er unwissend eine giftige Pflanze isst. Ich habe den Film vor zwei, drei Jahren zusammen mit meinem Sohn gesehen und Itay identifizierte sich so sehr mit dem Helden, dass er ob dem erschütternden Ende in bittere Tränen ausbrach. Natürlich denke ich, als ich

Flügge

Mein neunzehnjähriger Sohn macht sich selbständig. Nach mehr als einem Jahr im Kibbutz, der ja eigentlich noch ganz in der Nähe lag, fliegt er heute für sechs Wochen in die Schweiz. Dort hat er aber nicht etwa vor, bei seinen Verwandten an den bekannten Orten auf der faulen Haut zu liegen, sondern er will die Welt entdecken. Ein Monat Landdienst bei unbekannten Bauern ist schon gebucht und um das Abenteuer perfekt zu machen, hat er vor, in einer mehrtägigen Wanderung zu Fuss dorthin zu gelangen. Dabei hat er von der Schweizer Geographie ungefähr soviel Ahnung wie ich von der Quantenphysik und unseren Vorschlag, uns im Internet etwas schlau zu machen, schlägt er in den Wind. Ich habe keine Ahnung, wie er vorhat, von A nach B zu gelangen und die Tatsache, dass er heute morgen fast den Flug verpasst, weil er in Tel-Aviv in einen falschen Zug gestiegen ist, lässt mich nicht gerade beruhigt zurück. Beim Packen wird mir auch richtig bewusst, wie unterschiedlich wir beide ticken. Er nimmt

Gedanken beim Badezimmer-Putzen

In einer idealen Welt, so stelle ich mir vor, gibt es keinen Krieg, keinen Hunger, keinen sinnlosen Hass, und alle, aber wirklich ausnahmslos alle Familienmitglieder helfen beim Putzen mit!

Max Mannheimer

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Gestern ist Max Mannheimer, einer der prominentesten Holocaust-Überlebenden und Repräsentant der Juden in Deutschland, im Alter von 96 Jahren verstorben. (Artikel in der " Zeit ") Sein Buch “ drei Leben ” hat mich vor einiger Zeit sehr beeindruckt. Nun lese ich es zum Gedenken gleich zum zweiten Mal.

Solidarität mit den Drusen

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Die drusische Stadt Daliat al-Carmel im Norden Israels organisiert einmal im Jahr einen sportlichen Anlass zur Erinnerung an die in den Kriegen gefallenen Söhne. Scharen von Teilnehmern (etwa 12’000) machen sich an einem Tag im September auf nach Daliat al-Carmel. Ein Grund dafür mögen die vielfältigen Lauf- und Rad-Wettbewerbskategorien sein, aber sicherlich noch viel mehr die Tatsache, dass die Israelis ihrer Dankbarkeit und der Solidarität mit den Drusen Ausdruck geben wollen. Die drusische Religionsgemeinschaft umfasst etwas mehr als eine Million Mitglieder, welche grösstenteils in Syrien, teilweise im Libanon und mit etwas mehr als 100,000 Personen in Israel leben. Sie sehen sich als Araber, jedoch nicht als Muslime. Ihre Religion ist aus dem schiitischen Islam entstanden und da Praktiken und Einzelheiten der Religion der Drusen nicht außerhalb der Gemeinschaft bekannt sind, wird das Drusentum als Geheimreligion betrachtet. Kein Andersgläubiger kann sich der drusischen Religion

Volles Haus

Im Anschluss an meinen letzten Beitrag muss ich sagen, dass ich zum Glück nicht allzu viel Zeit habe, an existenziellen Fragen über mein Leben herumzugrüblen. Im Moment wohnen bei mir zuhause nämlich wieder fünf erwachsene Personen, die allesamt sehr viel Arbeit ergeben. Im letzten Winter ging es bei uns schon ganz gemächlich zu, nur noch Eyal und ich und unsere jüngste Tochter, die kaum ab und zu die Nase aus ihrem Zimmer streckte, teilten uns unser ruhig gewordenes Haus. Ich hatte so viel Zeit zur Verfügung, dass ich sogar beschloss, eine einsame Grossmutter zu “adoptieren”. Nach abgeschlossenem Militärdienst  wohnt aber Sivan wieder zuhause und seit einigen Tagen ist sogar unser Sohn wieder da. Sein Freiwilligenjahr im Kibbuz ist zu Ende und ich habe das Gefühl, ich hätte eine Herde Soldaten im Haus: Gummistiefel, Wanderschuhe, Berge von schmutziger Wäsche, Rucksäcke und Werkzeug liegen im ganzen Haus verstreut und warten darauf, verräumt zu werden. Und wem zum Teufel gehören n

Plauschtag

“Meine” Firma organisiert einen Plauschtag für die Angestellten unserer Geschäftseinheit. Etwa 350 Personen werden ins nationale Sportinstitut 'Wingate' eingeladen, um sich bei gemeinsamen Aktivitäten besser kennenzulernen und ausserhalb des gewohnten Rahmens etwas Spass zu haben. Ich mag solche Grossanlässe nicht, kann mich aber leider nicht davor drücken, denn als einziger Streber im Büro zu sitzen, würde einen denkbar schlechten Eindruck machen. Mein sonntägliches Laufgruppentreff lasse ich mir aber nicht nehmen und so laufen heute meine Kolleginnen und ich gleich im Sportinstitut. Nachdem ich schon einen belebenden Morgenlauf und ebenso erfrischende Dusche hinter mir habe, kommen gegen acht Uhr alle Mitarbeiter an, die gerne etwas länger schlafen. Nun wird auf grossen Buffets ein reichhaltiges Frühstück serviert und mittels Hochglanz-Broschüren verrät man uns, was heute genau auf dem Programm steht. Die Aktivitäten werden in fünf Stationen eingeteilt (Jesus durchlitt in

One More Cup Of Coffee

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Ist es das Lied, das mich verhext und in mir eine unerklärliche Sehnsucht weckt oder ist es der Vollmond in dieser hellen Nacht? Bob Dylan & Emmylou Harris / One More Cup Of Coffee

Laufen

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Ich setze einen Fuss vor den andern, immer wieder. Die Arme schwingen mit, mein Körper arbeitet schwer, schwitzend, tief atmend. Augen, Nase, Ohren, alle meine Sinne damit beschäftigt, die Umgebung aufzunehmen. Ich bin alleine, mein Kopf ist leer. Kein Raum für Gedanken. Keine Ziele, Absichten und Aufgaben. Atemzüge, Herzschläge und das Knirschen des Kieses unter meinen Schritten ergeben einen gleichmässigen, rythmischen Kanon. Die Sonne ist eben erst aufgegangen, Nebel hängt noch auf den Feldern. Ich fühle mich lebendig und stark. Laufrunde am Samstagmorgen. Strecke auf meiner "Heimrunde", keine zwei Kilometer von meinem Wohnort entfernt

Roter Flieder

Kürzlich habe ich entdeckt, dass meine Amazon-Bücher-Wunschliste 43 Artikel umfasst. Eine kurze Kopfrechnung ergibt, dass ich auch bei Lesen eines Buches per Monat fast vier Jahre zur Abarbeitung dieser Liste benötigen würde, wobei ich nicht sicher bin, ob die Rechnung realistisch ist, solange sie Projekte wie “Die Tora: Die fünf Bücher Mose nach der Übersetzung von Mendelssohn, Moses. Mit den Prophetenlesungen im Anhang” enthält. Ganz abgesehen davon, sooft ich auch meinen Bücherturm von oben um ein gelesenes Buch kürze, wächst er von unten auf unerklärliche Weise immer wieder nach. Na ja, es wäre dumm, sich von so etwas aus der Ruhe bringen zu lassen, aber es gibt doch bestimmte Bücher, die ich unbedingt lesen möchte und ich wäre froh, hätte ich mehr Zeit dazu. Nun überwinde ich mich endlich “ Roter Flieder ” des österreichischen Autors Reinhard Kaiser-Mühlecker fertig zu lesen. Trotz überschwänglicher Kritiken, begeisterten Kundenrezessionen und einer eindrücklichen Liste an L

Noch einmal “la pazza gioia”

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Als ich heute E. im Heim für Holocaust-Überlebende besuche, ist sie besonders quirlig und verwirrt, aber guter Laune. Wenn ich manchmal den Verdacht hege, dass die Heiminsassen konsequent Valium zur Beruhigung erhalten, denke ich heute, ob ihr wohl jemand die falschen Tabletten verabreicht hat. Sie ist sonst meistens ziemlich ruhig, aber heute spricht sie ununterbrochen und übertrifft sich mit ihren witzigen Aussagen immer wieder selbst. Meinen Vorschlag, draussen spazieren zu gehen, schlägt sie ab mit der Begründung, sie sei schon den ganzen Tag draussen gewesen. Ich weiss genau, dass das nicht möglich ist. Eine neue Angestellte fragt mich wer ich bin und E. kommt mir zuvor und stellt mich als “Professorin des Instituts….” vor. Auf meine Frage, ob sie sich erinnern kann, wo sie an 9/11, zur Zeit der Terroranschläge auf die Türme des WTC heute vor 15 Jahren war, behauptet sie, in Manhatten selbst gewesen zu sein und erzählt mir auch gleich von ihren aufregenden Erlebnissen am Ort d

Wochenend-Bilanz

0 Kilometer gelaufen (für Freitagabend Freunde zum Nachtessen eingeladen und deshalb schon ab frühmorgens mit Einkaufen, Vorbereiten und Kochen beschäftigt. Am Samstagmorgen nicht früh genug aus den Federn gekommen) 1 kaputter Rasenmäher (nach 12 Jahren treuem Dienst hat unser Rasenmäher abgedankt. Anständigerweise hat er am Freitag vor Ankunft der Gäste noch den ganzen Rasen fertig gemäht – dann zerbrochen) 20 –mal gesagt “ich muss endlich diese Fenster putzen” 150 Seiten in Reinhard Kaiser-Mühlecker’s “Roter Flieder” gelesen (bald habe ich die 624 - wird noch ganz spannend zum Schluss) 3’987’234 Kalorien gegessen (Abendessen mit Freunden, Wein, Kuchen und am Samstag, weil ich schon nicht laufen gegangen bin, ungebremst weiter gefressen)

La pazza gioia

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Wir sehen uns im Kino den italienischen Film “La pazza gioia” an. Ein intelligenter und nicht leichter Film, der nach lustigem Anfang an Tiefe gewinnt, wobei dem Zuschauer früher oder später das Lachen im Halse stecken bleibt. Über zwei unterschiedliche Frauen, die die Flucht aus einem Therapiezentrum ergreifen, auf der Suche nach dem Glück in dem Irrenhaus namens Realität. Über “Normale”, “Verrückte” und dem schmalen Grad dazwischen. Und mir persönlich teilt dieser Film vor allem mit: es ist nicht selbstverständlich, sich auf der Sonnenseite des Lebens zu befinden.

Die Erde, das globale Dorf

Als ich zwanzig Jahre alt war - vor vielen, vielen Jahren also – gab es einen netten jungen Mann in meinem Leben, der mir sehr gefiel. Er war witzig, hatte ein ansteckendes Lachen, ausserdem war er intelligent, charmant und vieles mehr. Wir waren einige Zeit zusammen und ich zog ihn definitiv in die nähere Auswahl für etwas Ernsthafteres. Die Sache hatte nur einen Haken: der junge Mann war auf Reisen, eigentlich lebte er in Kanada und dorthin verschwand er auch eines Tages wieder. Wir schrieben uns noch einige verzweifelte Briefe und das war es dann. Mehr als zwei Jahrzehnte später – nun gab es schon Internet – entdeckten wir uns auf facebook. Bilanz: beide “glücklich” verheiratet, je drei Kinder. Wir wechselten ein paar Zeilen, überlegten uns wohl beide “was wäre, wenn…?” und lebten unser Leben weiter. Heute morgen lade ich nach dem morgendlichen Lauftreff am Meer ein Foto von mir auf facebook hoch: Ich sitze in Laufklamotten hoch oben einsam auf der Klippe und unten streckt sich der

Rohrbruch

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Eigentlich hätte ich es mir ja denken müssen. Aus dem Duschkopf strömt schwach kaum die Hälfte des gewohnten Wasserstrahls und ich brauche eine Ewigkeit, um das Schampoo auszuspülen. Nichtsahnend verfluche ich die israelischen Wasserwerke. Danach fahre ich frisch geduscht und sauber zur Arbeit. Am späteren Nachmittag dann der Anruf: unser Nachbar, welcher zum Glück öfters rauchend im Garten sitzt, beklagt sich über Wasser, das von unserem höherliegenden Garten in den seinen strömt. Verflixt, das darf doch nicht wahr sein: schon der dritte Rohrbruch in den letzen zwei Jahren! Wir sind gerade alle nicht zuhause und so wird der Nachbar gleich gebeten, bei uns den Hauptwasserschieber zu schliessen. Aber sobald ich eintreffe, sehe ich mir natürlich sofort die Bescherung an: unser Garten ist wieder einmal total verschlammt und an der Stelle, wo das Wasser mit grossem Druck aus dem Boden sprudelte, klafft ein grosses Loch. Wie erwartet, scheint das Rohr an der selben Stelle wie das letzte Ma