Unterdessen sind vier Monate vergangen und als es kürzlich gerade so aussah, als würden wir demnächst unseren gewohnten Alltag wieder aufnehmen, begann ich das Wachstum meiner Haare täglich ungeduldigst und milimeterweise herbeizufiebern. Mir gefällt das ungewohnte Grau, aber die Übergangszeit, in welcher rund um den Scheitel ein grauer Balken trohnt, während die ehemals gefärbten Haare immer undefinierter und bleicher werden, ist schwer zu ertragen. Müsste ich im Moment meine Haarfarbe definieren, wäre wohl Uringelb der am besten passendste Ausdruck.
„Oh, mais c’est dégueulasse! Es ist eine Katastrophe! Das kannst du dir unmöglich antun!“ meint mein französisch-stämmiger Friseur zum grau-gelben Fiasko auf meinem Kopf, als ich meine Haare etwas kürzen lasse. Er hat ja recht, mein Aussehen ist im Moment wirklich kaum zu verantworten. Dank der zweiten Welle darf ich aber zum Glück weiterhin noch etwas zuhause bleiben und ich ertrage so die temporäre farbliche Katastrophe etwas besser. Der einizige soziale Anlass, für den ich im letzten Monat das Haus verlassen musste, war eine Beerdigung, und da trug ich, weil die Zeremonie an der prallen Sonne stattfand, einen Sonnenhut.
Allzu alt und vernachlässigt möchte ich aber doch nicht aussehen und bei einem Blick in den Spiegel auf der Suche nach möglichen Verbesserungen beschliesse ich, meine Zähne aufhellen zu lassen. Leider bin ich von der Natur, was die Farbe meiner Zähne anbetrifft, nicht gerade gesegnet. Meine Zähne sind fast so gelb wie mein Haar, aber nicht Uringelb, sondern eher so ein schmutziges Maisgelb. Soviel Gelb steht keinem Mensch! Das scheint sogar für meine Zahnversicherung ein Grund zu sein, die rein ästhetische Behandlung zu bewilligen. Sie übernimmt zwei Drittel der Kosten und sobald die Corona-Beschränkungen etwas gelockert werden, melde ich mich beim Zahnarzt an. In der Zahnarztpraxis wird nach einem Abdruck meiner Zähne eine Silikonform angefertigt. In diese Form gebe ich nun abends ein Bleichmittel und gehe damit schlafen. In der ersten Nacht schlafe ich sehr unruhig. Die weiche und genau aufliegende Form ist zwar kaum spürbar, aber ich träume, dass mir das Mittel die Zähne zerfrisst. Aber die schlaflose Nacht lohnt sich. Am Morgen danach wache ich mit blendend weissen Zähnen auf! Na ja, natürlich übertreibe ich wieder einmal masslos, aber das Gelb weicht tatsächlich Morgen für Morgen einem etwas strahlenderen Ton und eines wunderschönen Morgens begrüsse ich stolz eine Reihe (fast) WEISSER Zähne. Nun noch etwas roter Lippenstift... Ich bin begeistert!
Wie finden Sie meine Zähne? |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen