Ich besuche E. im Heim. Nach zwei epileptischen Anfällen hat sich ihr Zustand radikal verschlechtert, sie spricht kaum noch, sitzt im Rollstuhl und schaut mit leerem Blick vor sich hin. Ich weiss nicht, was sie noch wahrnimmt und was nicht. Heute ist ihr Geburtstag, aber bis ich sie daran erinnere, weiss sie nichts davon. Auf meine Frage, wie alt sie ist, antwortet sie “58”, dabei ist sie 72.
Trotzdem bringt sie es auch bei diesem Besuch fertig, mich zu berühren: “vielen Dank für deinen Besuch”, sagt sie in reinstem Deutsch und in einem Augenblick absoluter Klarheit, als ich mich verabschiede.
Der Blick aus dem Fenster erfolgt aus Israel, wo ich seit 1988 lebe. Geboren und aufgewachsen bin ich in der Schweiz. Aus meinem Fenster blicken auch Eyal, mein israelischer Mann und meine erwachsenen, sehr israelischen Kinder, Sivan, Itay und Lianne. Die Personen sind echt, unsere Namen aber frei erfunden.
Sonntag, 23. Oktober 2016
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