Samstag, 25. November 2023

Woche 7

Montag, 20.11.
Wieder werden die Namen von drei Gefallenen bekannt gegeben: der 21-jährige Eytan Dishon, der 20-jährige Dvir Barazani, der 20-jährige Yinon Tamir.
Der israelische Geheimdienst veröffentlicht, dass die im Gazastreifen tot aufgefundene 19-jährige Verschleppte Noa Marciano offensichtlich etwa 40 Tage, nachdem sie entführt worden war, bei einem Angriff der israelischen Armee auf einen Hamas-Terroristen verletzt wurde. Der Terrorist wurde dabei getötet. Noas Verletzungen waren nicht lebensbedrohend, sie wurde jedoch später im Shifa-Spital von anderen Terroristen ermordet.
Am Abend Raketenalarm im Zentrum Israels. Von Rehovot bis Kfar Saba rennen Hunderttausende in die Schutzräume.

Dienstag, 21.11. 
Wieder die Namen von zwei Gefallenen: der 26-jährige Moshe Vaspi, der 20-jährige Ilya Senkin.
Die seit dem 7. Oktober verschollene Shani Gabay wird tot aufgefunden.

Heute Abend soll im Knesset über den Geisel-Deal mit der Hamas abgestimmt werden. 50 Geiseln im Austausch gegen 150 palästinensische Terroristen und Kriminelle. Ausserdem gehören ein vorübergehender Waffenstillstand, Überwachungspausen und die Lieferung von Treibstoff und weiterer humanitärer Hilfsgüter nach Gaza zu dem Übereinkommen. Ich weiss nicht, was ich über den Deal denken soll. Würde ich als Regierungsmitglied dafür oder dagegen stimmen? Jeder einzelne der verschleppten Kinder, Erwachsenen und Alten ist ein wertvoller Mensch und muss nach Hause gebracht werden, darüber gibt es keine Zweifel. Was wird mit den 200 Geiseln geschehen, die bei diesem Deal nicht freigelassen werden? Wird die Hamas bei zukünftigen Verhandlungen den Preis für die von ihnen festgehaltenen Menschen skrupellos in die Höhe schrauben? Wird Israel nach diesem Präzedenzfall überhaupt noch irgendeine Möglichkeit haben, über die Bedingungen zu diskutieren? Welchen Preis wird man das nächste Mal zahlen müssen? Es ist zweifellos ein Pakt mit dem Teufel. Beim Austausch gegen den festgehaltenen israelischen Soldaten Gilad Schalit wurden 2011 mehr als Tausend Inhaftierte freigelassen, darunter Jahja Sinwar, der heute der Führer der Hamas in Gaza ist. 
Bedeutet der Deal auch eine Gefährdung weiterer Menschen? Aufgrund der angeordneten Überwachungspause werden die Hamas-Terroristen Zeit gewinnen, sich neu organisieren und vielleicht den Kopf aus der Schlinge ziehen und sich irgendwo absetzen können. Durch die Feuerpause wird der Krieg länger dauern, und die Hamas wird sich stärken können. So gefährdet der Deal das Leben weiterer Soldaten, die im Gazastreifen kämpfen. Schon 70 Soldaten sind gefallen. Jeder einzelne bricht mir das Herz.
Am Abend wieder Raketenalarm im Zentrum Israels.

Mittwoch, 22.11. 
Wieder die Namen von zwei Gefallenen: der 28-jährige Eitan Rosenzweig, der 25-jährige Liron Snir.
46 Tage, nachdem sie in den Gazastreifen verschleppt wurde, wird die 77-jährige Hanna Kazir tot aufgefunden.
Der Geisel-Deal ist im Knesset angenommen worden. Etwa 50 Geiseln sollen selektiert und freigelassen werden. Ich verwende absichtlich dieses Wort. 240 Menschen werden festgehalten, wie kann man davon 50 zur Freilassung auswählen? Die Kinder? Was ist mit den Jugendlichen? Werden Geschwister zusammenbleiben? Die Angehörigen sollen in den kommenden Stunden informiert werden. Ab morgen sollen an vier Tagen je etwa zehn Geiseln freigelassen werden. Ich kenne keine der Verschleppten oder der Familienangehörigen, aber sogar meine Nerven sind aufs äusserste angespannt. Wie sollen wir diese Tortur überstehen, geschweige denn die Familienangehörigen?

Die Armee soll Anweisungen an Soldaten herausgegeben haben, die den Umgang mit den Geiseln während der Befreiung zum Thema haben. Das kursiert jetzt in den Medien. Es geht dabei vor allem um den Kontakt mit Kindern. In dem Dokument des Gesundheitsministeriums heißt es unter anderem, dass der Soldat/in sich mit Namen und als Mitglied des israelischen Militärs vorstellen und das Kind nach dem Namen fragen soll. Er/sie soll dem Kind erklären, dass es jetzt an einen sicheren Ort gebracht wird. Körperkontakt muss vermieden werden. Ich stelle mir vor, wie man Körperkontakt vermeiden soll, wenn ein zweijähriges Kind nach 48 Tagen Verschlepptsein die Arme ausstreckt und nach den Eltern ruft. Der Begriff „Zuhause“ darf nicht erwähnt werden, denn viele der Geiseln haben kein Zuhause mehr. Auch auf Fragen nach Familienangehörigen soll man nicht eingehen, denn viele der Eltern oder Geschwister sind ermordet worden, zum Beispiel die Eltern von Avigail. Avigail flüchtete am 7. Oktober vor den Terroristen zu den Nachbarn, dann wurde sie mit der ganzen Familie der Nachbarn nach Gaza verschleppt, während die Terroristen ihre Eltern ermordeten und die zwei älteren Geschwister sich 14 Stunden in einem Schrank versteckt hielten. Wird Avigail ihren vierten Geburtstag am 24. November mit ihren Geschwistern in Sicherheit und in Freiheit erleben?

Von mindestens einem Dutzend der in den Gazastreifen Verschleppten weiss anscheinend nicht einmal die Hamas, wo sie sich befinden, eventuell werden sie von Zivilisten oder von rivalisierenden Fatah-Zugehörigen festgehalten. Was für ein Durcheinander. So perfekt organisiert wie die Nazis, die auch in den letzten Kriegsmonaten noch jeden einzelnen zu Ermordenden genau registriert hatten, sind sie dann eben doch nicht.

Sivan geht an die Shiv‘a ihres Bekannten Roee Biber, der vor einigen Tagen im Gazastreifen gefallen ist. Roee hatte seit fünfeinhalb Jahren eine Freundin. Sivan weint schon, bevor sie an die Shiv‘a geht und sagt, sie würde sich umbringen, wenn ihr Freund fallen würde. Was kann ich dazu sagen? Wir sind alle ein riesengrosser Scherbenhaufen. Nach der Shiv‘a fährt sie weiter an einen Anlass zur Erinnerung an ihre ermordeten Freunde Nitzan und Lidor.

Donnerstag, 23.11. 
Ich erwache, wie fast jede Nacht, wegen dem Lärm der Kampfflugzeuge, um drei Uhr und kann danach nicht mehr schlafen. Wilde Gedanken an Geiseln und an Soldaten in lebensgefährlichen Situationen spuken mir durch den Kopf. 
Frühmorgens Raketenalarm in Ashqelon. 
Beim Wäscheaufhängen auf dem Balkon sehe ich Eltern, die ihre Kinder zur Schule begleiten, einige der Väter schieben Kinderwagen mit jüngeren Geschwistern und tragen Sturmgewehre auf dem Rücken. Es ist ein groteskes Bild, doch offensichtlich sind sie im Reservedienst und verbringen etwas Zeit mit den Kindern, bevor sie wieder an die Grenze gehen. Der Schulbus hat nun eine riesige Israelflagge auf dem Kühler.

Sivan hat bei uns übernachtet und erzählt von den traurigen Anlässen, die sie gestern besucht hat. Die Schreie am Massaker des Rave-Festivals verfolgen sie, obwohl sie gar nicht dabei war. Es gibt bei uns zu Hause keine anderen Themen mehr. Nur Krieg, Ermordete, Gefallene, Geiseln, Beerdigungen. Tod, Mord und Trauma.

Es zeichnet sich ab, dass der Geisel-Freilassungs/Waffenstillstanddeal auf morgen verschoben wird. Um 7 Uhr morgens soll die Feuerpause in Kraft treten, um 16 Uhr sollen dreizehn Geiseln freigelassen werden.

Freitag, 24.11. 
Um 7.15 Uhr, wohlgemerkt eine Viertelstunde nach Inkrafttreten der Feuerpause, Raketenangriff im Süden Israels. Na ja, pünktlich wie die Schweizer sind sie eben auch nicht. 
Heute ist der 4. Geburtstag der verschleppten Avigail.
Am Mittag kaufe ich Gemüse von Bauern aus dem Süden, die jetzt ihre Ware direkt in den Dörfern im Zentrum Israels feilhalten. Diese Bauern stammen aus den zerstörten Kibbutzim in der Nähe des Gazastreifens, viele ihrer Angehörigen sind ermordet worden, ihre Häuser zerstört und abgebrannt. Ausserdem haben sie keine Arbeiter mehr, denn die verbliebenen thailändischen Fremdarbeiter sind abgereist und die Arbeiter aus Gaza fallen aus verständlichen Gründen aus. Dafür habe ich nun 7 Kilo Süsskartoffeln, Avocado und Cherry-Tomaten.

Im Laufe des späteren Nachmittags steigert sich die extreme Anspannung ins Unerträgliche. Das ganze Land hält den Atem an. Weil wir in der Stube keinen Fernseher haben, hängen wir alle an den Handys. Dann wird bestätigt, dass dreizehn israelische Geiseln frei gelassen worden sind. Dazu gibt es, sozusagen im Black-Friday-Sonderangebot, zwölf thailändische Staatsangehörige, von denen, meines Wissens, im Deal gar nicht die Rede war. Wir alle freuen uns mit den Familien, aber die Enttäuschung und Erniedrigung ob diesem Pakt, der uns Menschen zurückbringt, die gar nie anderswo als in ihren Heimen hätten sein dürfen, ist nicht zu leugnen. Die Hamas sitzt einfach am längeren Hebel. Kurz nach 18 Uhr sehe ich die Fotos der Freigelassenen. Es sind hauptsächlich ältere Frauen und nur vier der etwa dreissig verschleppten Kinder. Die vor zwei Tagen tot gemeldete Hanna Kazir ist überraschenderweise lebendig unter den Freigelassenen. Yoni Asher, aus unserem Nachbardorf, darf seine Frau und seine beiden zwei- und vierjährigen Mädchen wieder umarmen, nachdem er am 7. Oktober ihre Verschleppung in einem Video mitansehen musste, das in den Medien die Runde machte. Die heute vierjährige Avigail, der zehn Monate alte Kfir und viele weitere Kinder sind noch nicht dabei. Vielleicht morgen?
Lianne ist den ganzen Tag erschreckend ruhig. Wie gross sind die Chancen des 21-jährigen Omer Shem-Tov, ihrem Kollegen aus dem Militärdienst, nach Hause zurückzukehren?

Montag, 20. November 2023

Danach

Das Leben in Israel unterteilt sich in vorher und nachher. Das vorher ist eine vage Erinnerung an eine Welt, die ich als leicht und beschwingt, aber auch als oberflächlich und belanglos im Gedächtnis habe. Das nachher ist von einer schweren schwarzen Wolke überschattet, die uns zu erdrücken droht.

In meinem neuen Alltag sind Trauer, Angst und Schock immer gegenwärtig, deshalb verbringe ich möglichst viel Zeit mit Ablenkung. Aber spätestens, wenn ich abends im Bett liege, erdrückt mich die Last der Opfer, zu denen jeden Tag neue hinzu kommen. Jeden Tag werden die neuen Namen bekannt gegeben, von meist jungen Menschen, die in Gaza gefallen sind. Gestern sechs, heute zwei, und so weiter. 19 Jahre, 22 Jahre, 28 Jahre jung, manche auch älter. Jeden Morgen lese ich mit grosser Angst und Trauer die Namen. Dieses mal ist es Roee Biber, ein Bekannter meiner Tochter, gleich alt wie sie, aus dem Nachbardorf und damals in der Parallelklasse der gemeinsamen Oberstufe. Wieder brutal und abrupt beendete Hoffnungen. Wieder eine zerstörte Familie. Wieder eine Beerdigung für Sivan, ausgerechnet an ihrem Geburtstag. Jeden Tag neue Schläge in die Magengrube, dabei stehen wir doch auch so kaum noch aufrecht.

Vergangene Woche bin ich für einen Tag (und zwei Nächte) für den Geburtstag meines Vaters in die Schweiz gehüpft, in die Vorher-Parallelwelt. Es gibt tatsächlich noch ein Leben dort, in diesem Vorher. Die Menschen führen ihren Alltag einfach weiter, wie gewohnt. Länger als einen Tag wollte ich nicht bleiben, ich wusste, dass mir die Konfrontation schwerfallen würde.

Vor der Reise habe ich mir Antworten zurechtgelegt, auf unbequeme Fragen, die eventuell kommen würden. Ich habe etwas recherchiert und mir die treffendsten Argumente herausgesucht. Das war unnötig, denn niemand fragte etwas. Entweder haben alle die Antworten schon, oder es interessiert sie nicht. Die meisten beteuerten, wie schrecklich das alles sei, dass sie aber macht- und hilflos seien.
Jemand ganz besonders schlauer sagte, dass man Konflikte nicht mit Waffengewalt lösen könne. Vielen Dank für den erhellenden Tipp! Ich nickte nur müde. Es ist ein tiefer Graben, zwischen meinen Bekannten in der Schweiz und den Menschen hier in Israel. Auch ich, als gebürtige Schweizerin, musste in Israel eine grundlegende Metamorphose durchmachen, um zu verstehen, dass nicht alle Völker das Privileg haben, in Frieden zu leben oder, genauer gesagt, in Frieden zu überleben.




Nach 48 Stunden landete ich wieder in Tel-Aviv und freute mich über die Wärme und die Sonne und vor allem, unter Menschen zu sein, die das Leid mit mir teilen und mich verstehen. Menschen, die wissen, dass es leider keine Option ist, eine E-Mail an eine Völkermordende Dschihadistengruppe zu schicken, mit der Bitte, uns in Ruhe zu lassen. Obwohl ich gefühlt sehr lange weg gewesen war, gab es keine Neuigkeiten aus dem Krieg. Die 240 Geiseln sind immer noch in den Fängen der Hamas, nur dass nun jeden Tag einer oder zwei der Entführten in Gaza tot aufgefunden werden. So zum Beispiel der 86-jährige Arye Zalmanovich, verschleppt am 7. Oktober aus Kibbutz Nir Oz und die 19-jährige Noa Marciano, ebenfalls am 7. Oktober von der Hamas als Geisel genommen und später (vermutlich im Shifa-Spital in Gaza) ermordet wurde.

Nach der Landung fuhren wir zuerst ins Spital, um Alon und seine Familie zu besuchen. Alon, ein bester Freund unseres Itay seit der Grundschule, wurde in der zweiten Oktoberwoche bei einem Verteidigungsmanöver von einer Granate im Norden Israels schwerst verletzt. Die List der Verletzungen ist lang. Ein Bein, ein Arm, die Finger der rechten Hand, beidseitiger Pneumothorax, die Trommelfelle, ein Auge und vieles mehr. Aber er hat überlebt und ausdrücklich gesagt, dass er froh darüber sei. Wir sprechen mit den Eltern und ich bin zutiefst beeindruckt von der Ruhe und Kraft, die sie ausstrahlen. Seit dem Vorfall befindet sich die erweiterte Familie mit Freunden und Bekannten rund um die Uhr in den Vorräumen der Intensivstation, unter ihnen unser Itay. Im Gang stehen Tische und Bänke, Menschen kommen und gehen, sie essen, spielen Karten und Backgammon, unterhalten sich und spenden sich vor allem gegenseitig Kraft. Alon ist nun ihr neuer Lebensmittelpunkt. An den Tischen auf der gegenüberliegenden Gangseite spielt sich genau dasselbe Schauspiel mit einer anderen Familie ab. Auch hier Eltern mit schwarzen Ringen unter den Augen und viele junge Leute, die kommen und gehen, einige mit den Sturmgewehren der IDF. Im Gespräch mit den Eltern und angesichts der Besucher wird mir klar, wie stark die Menschen hier sind und wie wichtig der Zusammenhalt für die Genesung ist, nicht nur die körperliche. Der Vater erzählt, dass Alon schon wenige Tage nachdem er zu sich gekommen ist, angeboten hat, mit weniger optimistischen verletzten Soldaten zu sprechen, um ihnen Mut zu machen. Er reisst auch schon makabre Witze. Als seine Mutter ihn nach zwei Wochen Koma ängstlich fragte, ob er sie erkenne und wer sie sei, nahm Alon sie auf den Arm und antwortete „Tante Sara“.

Das Spital verlassen wir  Richtung Norden gerade noch rechtzeitig, um der Gefahrenzone im Zentrum Israels zu entkommen, wo in den späteren Nachmittagsstunden die Alarmsirenen heulen und die Menschen von Rehovot bis Kfar Saba in die Schutzräume rennen. Wie kann es nur sein, dass die IDF schon sechs Wochen in Gaza operiert und Gaza, laut Medien, in Trümmern liegt, die Hamas aber immer noch in der Lage ist, Dutzende Raketen auf uns Zivilisten abzufeuern?

Mir ist – obwohl Alon schon wieder Witze macht – gar nicht zum Spassen zumute, aber ich muss einfach stark bleiben, wir haben keine andere Wahl. Manchmal falle ich in ein tiefes Loch, aber ich rapple mich jedesmal auf, sammle alle meine Kräfte, um diese Gedanken bewusst zur Seite zu schieben und nur die Hoffnung zuzulassen. Dafür sind wir, die Überlebenden und die Gesunden, jetzt da – um diejenigen zu stärken, die es nötig haben. Der Gedanke, dass es auch nach der Shoah irgendwie weiter gegangen ist und der Kontakt mit Kindern im Bekanntenkreis helfen mir, auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Es wird auch jetzt irgendwie weitergehen. Solange noch Kinder auf die Welt kommen, die mit humanistischen Werten erzogen werden, gibt es Hoffnung.



Die treffenden Argumente und Erklärungen, die ich mir für die Reise in Schweiz bereitgelegt habe, behalte ich für mich selbst. Ich habe keine Kraft für Aufklärungsarbeit. Es gibt unterdessen genügend korrekte Informationen aus glaubhaften Quellen, man müsste sie nur konsultieren. Wer jetzt noch glaubt, es gehe um "Landnahme", Kolonialismus, oder eine "Spirale der Gewalt", soll bitte seine Hausaufgaben machen. Man muss taub auf beiden Ohren sein, um die sehr klaren Deklarationen der Hamas zu überhören. Die Verzerrungen und der Hass sind überwältigend. 

Wenn ich mir die Medienberichte über die Zustände und die Opferzahlen in Gaza ansehe, empfinde ich nur eine riesengrosse Wut. Eine riesengrosse Wut, vor allem auf die Terrororganisation Hamas, deren grausames Kalkül wunderbar aufgeht. Sie haben Israel in einen ausweglosen Krieg verwickelt. Einen Krieg, in dem es nur Verlierer geben kann. Wie soll man die Satansbrut ausrotten können? Ein einziges Hamasmitglied, das überlebt, wenn auch schwer verletzt, könnte sich erheben und langsam neue Anhänger um sich scharren. Ausserdem befindet sich die Hamas nicht nur in Gaza. Auch Jenin, im Westjordanland, ist eine Hamas-Hochburg. Trotz dieser Ausweglosigkeit kämpft Israel diesen schweren Krieg, leider mit sehr hohen Verlusten, um die Terrorinfrastruktur zu zerstören und in der Hoffnung auf Befreiung der Geiseln. Die Hamas stellt unterdessen Israel als Kriegsverbrecher hin und nutzt dies politisch zu ihren Gunsten aus.

Israel wird nach diesem Krieg nicht nur wirtschaftlich am Boden zerstört sein. Die ganze Welt ist zerstritten und es scheint nicht viel zu fehlen, bis dieses Pulverfass explodiert – auch das ist das Kalkül der Hamas! Wenn die Welt in Schutt und Asche liegen wird, werden sie ihren „Waqf“ (religiöses Land) gründen.



Von meinen Bekannten in der Schweiz, die bedauern, machtlos zu sein, würde ich mir aber doch wünschen, dass sie Stellung nehmen.

Die Menschheit steht jetzt am Scheideweg zwischen grundlegender menschlicher Moral und purer Bosheit. Die Ausgeburten der Hölle bedrohen nicht nur uns in Israel, sie bedrohen die ganze Menschheit. Wir dürfen sie in diesem Kampf nicht gewinnen lassen. Jedermann sollte sich jetzt klar darüber werden, auf welcher Seite er steht und wie diese Welt für ihn persönlich in der nahen und auch in der ferneren Zukunft aussehen soll. Wem die elementaren westlichen Werte wichtig sind, muss für Israel einstehen.

Ich würde mir wünschen, dass Menschen Erkenntnis und Mut an den Tag legen und ihre Stimme  erheben. Es ist schön und einfach, gegen Krieg zu sein. Jeder Mensch mit humanistischen Werten ist gegen Krieg. Aber wenn wir schweigen, wird uns das Böse einverleiben.

Lieber Leser, ich bitte dich, sei mutig und mache den Mund auf. Es schmerzt uns so sehr zu sehen, wie vielerorts das Leben einfach normal weiter geht. Unterstützung und Zusammenhalt sind enorm wichtig, das habe ich bei den Schwerverletzten im Spital erfahren. Setze die Israelfahne auf dein Facebook-, Instagram-, Twitter- oder E-Mail-Konto. Setze irgendein Zeichen. Es gibt viele Möglichkeiten, auch wenn du nicht in diesen Medien unterwegs bist. Halte nur einen Moment inne und setze ein klares Zeichen für Israel, und dann führe dein gewohntes Leben wieder weiter. 

Falls du noch Zweifel hast, auf welcher Seite du stehst, lies bitte diesen Artikel:
Auszüge aus der Charta der Hamas:

„Israel existiert und wird weiter existieren, bis der Islam es ausgelöscht hat, so wie er schon andere Länder vorher ausgelöscht hat.“ (Präambel)

„Die Islamische Widerstandsbewegung ist eine ausschließlich palästinensische Bewegung, die Allah die Glaubenstreue hält und deren Weg der Islam bestimmt. Sie strebt danach, das Banner Allahs über jedem Zentimeter Palästinas zu entfalten.“ (Artikel 6)

„Das jüngste Gericht wird nicht kommen, solange Muslime nicht die Juden bekämpfen und sie töten. Dann aber werden sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, und die Steine und Bäume werden rufen: ‘Oh Muslim, ein Jude versteckt sich hinter mir, komm’ und töte ihn.“ (Artikel 7)

„Palästina ist ein islamisches Land … Deshalb ist die Befreiung Palästinas für jeden Muslim die höchste persönliche Pflicht, wo immer er sich befindet.“ (Artikel 13)

„Friedensinitiativen und so genannte Friedensideen oder internationale Konferenzen widersprechen dem Grundsatz der Islamischen Widerstandsbewegung. Die Konferenzen sind nichts anderes als ein Mittel, um Ungläubige als Schlichter in den islamischen Ländern zu bestimmen … Für das Palästina-Problem gibt es keine andere Lösung als den Jihad. Friedensinitiativen sind reine Zeitverschwendung, eine sinnlose Bemühung.“ (Artikel 13)

„Der Jihad ist die persönliche Pflicht eines jeden Muslim, seit die Feinde Teile des muslimischen Landes geraubt haben. Angesichts des Raubes durch die Juden ist es unvermeidlich, dass ein Banner des Jihad gehisst wird.“ (Artikel 15)

„Die Hamas betrachtet sich selber als Speerspitze und Vorhut des gemeinsamen Kampfes gegen den Welt-Zionismus … Islamische Gruppen in der ganzen arabischen Welt sollten das gleiche tun, da sie für ihre zukünftige Aufgabe, den Kampf gegen die kriegstreiberischen Juden, bestens gerüstet sind.“ (Artikel 32)

Donnerstag, 2. November 2023

Im Schrank versteckte Kinder


1400 Ermordete, 240 Geiseln, Tausende Verletzte, an einem Tag. Die Zahlen allein sind nicht erfassbar.

Diese erstaunliche Webseite zeigt die Fakten über die grauenhaften Taten der Hamas-Barbaren auf. Die Webseite beinhaltet die Ortschaften und Fundorte der Ermordeten und der nach Gaza Verschleppten, mit Namen und detaillierten Angaben. Ein roter Punkt für jeden Ermordeten, ein schwarzer Punkt für jeden Verschleppten. Das Punktemeer visualisiert die Ausmaße des Massakers etwas, macht es aber nicht fassbarer. Ich schaue mir die interaktive Webseite in verschiedenen Zoomstufen an, suche die mir bekannten Namen hervor. Ich entdecke, wo Nitzan, Lidor und Yoni aufgefunden worden sind und betrachte wahllos die mir unbekannten Namen. Es gibt keine Worte für meine grenzenlose Bestürzung und Abscheu. Ich bin einfach fassunsglos.

Was man auf der Webseite nicht sehen kann, sind die Schicksale der Überlebenden. Zum Beispiel das der sechs- und achtjährigen Kinder Michael und Amalia aus Kfar Aza, die sich vierzehn Stunden in einem Schrank versteckten, während die Schlächter draussen wüteten. Vierzehn Stunden kauerten die Geschwister in ihren Exkrementen im Versteck, ohne Wasser, ohne Essen, gelähmt vor Angst vor den Monstern, die sie sich in ihren schlimmsten Kinderfantasien nicht hätten erträumen können. Während sie im Schrank ausharrten, schlachteten die Scheusale ihre Eltern ab und verschleppten ihre dreijährige Schwester Avigail in den Gazastreifen (ein schwarzer Punkt mit dem Namen Idan Avigail auf der oben verlinkten Webseite).



Ein Hunderte-Kilometer umfassendes belüftetes Tunnelsystem haben die Hamas-Terroristen im Gazastreifen angelegt (es soll dem Metronetz von Berlin und London zusammen entsprechen) – und keinen einzigen Schutzraum für die Zivilbevölkerung. In gut ausgebauten unterirdischen Stockwerken unter dem Shifa Krankenhaus haben sie ihren zentralen Terrorstützpunkt erschaffen – und keinen einzigen Bunker für die Zivilbevölkerung. Treibstofftanks mit zigtausenden Litern gebunkertem Treibstoff haben sie erstellt – und nur ein mickriges Elektrizitätswerk, dem nach drei Tagen der Treibstoff ausgegangen sein soll. Tausende Raketenabschussanlagen haben sie gebaut. Diese werden seit Jahren fast täglich genutzt, um israelische Bürger und zivile Einrichtungen zu schädigen. Die Anlagen sind erstaunlicherweise auch jetzt noch funktionstüchtig und fleissig in Gebrauch, während in den Medien schon Berichte über zerstörte Infrastrukturen in Gaza dominieren. Etwa 8000 Raketen sind allein seit dem 7. Oktober auf israelische Zivilisten und Zivileinrichtungen abgefeuert worden.

Wo war die palästinensische Zivilbevölkerung in all den Jahren, während die Hamas unter ihren Füssen ein ausgeklügeltes Tunnelnetz gegraben und ein nicht zu erschöpfendes Kriegswaffenarsenal angelegt hat? Haben sie nichts geahnt? Nichts gehört? Nichts gesehen? Haben die Hamasleute etwa in einem Vakuum gearbeitet? Haben sie nachts nicht bei ihren Familien geschlafen und tagsüber mit ihnen gegessen? Wo war der Aufschrei der Zivilbevölkerung in Gaza über die so extrem missbrauchten Ressourcen? Keinen Mucks haben sie gemacht, nur tausende Kinder in die Welt gesetzt und sie zu hasserfüllten Mördern grossgezogen. Anstatt auf die Barrikaden zu gehen, haben sie die Terroristen und ihre Schergen geduldet, gefördert, unterstützt, aus ihrer Mitte grossgezogen. Erst jetzt, wo es für uns alle zu spät ist, schreien sie Zetermordio.

Armut und Hoffnungslosigkeit sollen sie zu diesen Verzweiflungstaten getrieben haben? Ich glaube nicht, dass ich, meine Kinder oder meine Kindeskinder auch nach Generationen der Hoffnungslosigkeit und Armut fähig wären, ein Baby in einen Ofen zu stecken und bei lebendigem Leib zu backen, Kindern Extremitäten abzusäbeln und sie verbluten zu lassen, oder einer schwangeren Frau den Bauch aufzuschlitzen und das Ungeborene zu enthaupten.

Ich verstehe nicht, warum jetzt ausgerechnet wir – die Israelis – als Vorhut in die Tunnel-Todesfallen steigen müssen, um diese Satansbrut zu bekämpfen. Hamas-ISIS bedroht uns Alle weltweit. Ich würde erwarten, dass sich alle Armeen der aufgeklärten Welt hier an unserer Seite einfinden, um mit uns zu kämpfen, oder uns wenigstens mit allen möglichen Mitteln zur Seite zu stehen, während wir unsere Kinder in diesem Krieg opfern.

Schaut euch die Karte an! Zoomt rein! Schaut euch die Namen an! Die Schicksale, unfassbar jedes einzelne! 
Bitte lasst euch von den Bildern der ausgebombten Menschen in Gaza nicht in die Irre führen. Es geht in diesem Krieg nicht um Opferzahlen. Es geht um westliche Werte, um Frieden, Freiheit und Humanismus gegen Barbarei und perverse Freude am Töten.

Wer jetzt nicht auf unserer Seite ist, ist auf der Seite der Ausgeburten der Hölle. Wer jetzt von uns verlangt, die Waffen niederzulegen und in einem „Akt der Menschlichkeit der anderen Seite entgegenzukommen“ (so eine Journalistin auf deutschlankfunk.de), der tritt die zerstückelten, geschändeten Leichen unserer Kinder, Brüder und Schwestern mit den Füßen. Wer jetzt nicht zu Ende denken will, was geschehen wird, wenn wir diesen Krieg verlieren, ist irgendetwas zwischen grenzenlos naiv und emotional verwahrlost. 

Wer jetzt nicht auf unserer Seite ist, der soll bitte den Mut aufbringen, Michael und Amalia in die Augen zu sehen und ihnen das Ganze zu erklären.

* * * 

In einem nächsten Beitrag werde ich über meinen Schwiegervater Razi schreiben, der als Zweijähriger 1941 während dem Farhud auch in einem Schrank versteckt das Pogrom an der jüdischen Bevölkerung in Bagdad überlebte. Auch damals waren die Juden Schuldenböcke für irgendetwas, obwohl es noch kein Israel, keine "besetzten" Gebiete und kein Gaza gab.