Hebräisch ist nicht meine Muttersprache und obwohl mir Bekannte und Familienmitglieder immer wieder Komplimente machen, wie gut ich Hebräisch spreche, werde ich mich in dieser Sprache nie so zu Hause fühlen wie im Deutschen. Das wird mir in verschiedenen Situationen bewusst, zum Beispiel, wenn ich lautstarke Diskussionen mit meinen Kindern führe, die leider kein deutsch sprechen. Meine lieben Kleinen sind unterdessen alle zwischen fünf bis zwanzig Zentimeter grösser als ich und wenn sie mir von oben herab die Leviten verlesen (ja, ich weiss, da läuft etwas verkehrt), bleiben mir auf Hebräisch einfach die Worte weg. Ausgerechnet jetzt, da ich schlagfertige, zielsicher formulierte Argumente bräuchte, die meine Meinung auf den Punkt bringen und den Gegner widerstandslos in die Schranken weisen, lässt mich im Eifer des Gefechts mein Sprachkenntnis im Stich und ich ringe um Worte. Da hilft dann manchmal nur noch ein kräftiger Faustschlag auf den Tisch, der das Geschirr zum scheppern bringt, oder ein deftiger Fluch auf Schweizerdeutsch.
Oft verpasse ich die Pointe, wenn Leute auf hebräisch sehr schnell oder undeutlich sprechen. Mein Sohn zum Beispiel spricht einen meines Erachtens unverständlichen Heranwachsenden-Slang und verschluckt dabei auch noch den Grossteil des Satzes. Bei Jugendlichen ist das vielleicht nicht so wichtig, weil sie eh nur auf ihre Smartphones fixiert sind und Konversation nebensächlich ist. Ich aber frage immer wieder nach, weil ich einfach kein einziges Wort von dem Gebrabbel verstanden habe. Kürzlich verlor Itay ob meiner Fragerei die Geduld und schnauzte mich an, dass ich alte Tante mir endlich Hörgeräte anschaffen sollte, obwohl ich ihm wiederholt erklärte, dass das Problem eben nicht die Lautstärke war. „Du musst einfach direkt vor mir stehen, mir in die Augen sehen, ganz langsam sprechen, deutlich artikulieren und dabei gut sichtbar die Lippen bewegen, dann verstehe ich dich perfekt,“ nahm ich uns beide dann auf die Schippe.
Manchmal kreiere ich unabsichtlich innovative Wortkombinationen, sehr zur Belustigung meiner Mitmenschen. Einige der Sprachpatzer sind unterdessen zu immer wieder gern erzählten Anekdoten in unserer Familiengeschichte geworden. Zum Beispiel legte ich mich einst auf einen Totenstuhl anstatt auf einen Liegestuhl, weil ich "Kisse Manoach" anstelle von "Kisse Noach" sagte. Ein andermal wollte ich mich über Sonnenbrand am Scheitel beklagen, dabei wählte ich "kipod" anstelle von "kodkod", was wörtlich übersetzt bedeutet, dass ich mir den Igel verbrannt habe. Heute erzählte ich zuhause begeistert, dass wir beim Laufen ein Rudel Schakale entdeckt haben. Ich bin sehr stolz darauf, überhaupt das hebräische Wort für Schakal, "Tan", zu kennen, ich bin sicher, dass viele waschechte Israelis dieses Tier nicht benennen können. Vor lauter Aufregung über das morgendliche Tierabenteuer entschlüpfte mir dann aber "Laakat Tenim" anstelle von " Laakat Tanim" und so machte ich aus dem Schakalrudel ein Feigenrudel.
Der Blick aus dem Fenster erfolgt aus Israel, wo ich seit 1988 lebe. Geboren und aufgewachsen bin ich in der Schweiz. Aus meinem Fenster blicken auch Eyal, mein israelischer Mann und meine erwachsenen, sehr israelischen Kinder, Sivan, Itay und Lianne. Die Personen sind echt, unsere Namen aber frei erfunden.
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2 Kommentare:
Jaja, das liebe Hebräisch. Bei uns heissen Knochen (z. B. vom Hähnchen) atzbanim statt atzamot, weil ich das am Anfang unserer Beziehung einmal falsch gesagt habe. Wir pfeifen die Zähne (letzaftzef shenayim) anstatt sie zu putzen (letzachtzeach shenayim). Wir hatten auch schon den Papst (apifior) im Kühlschrank - anstatt Gurken (melafefon). Nach wie vor muss ich bei Wörtern wie lehitbayesh (sich schämen) und lehityabesh (austrocknen) extrem gut aufpassen, um sie nicht zu verwechseln.
Und übrigens: Te'enim sind Feigen. Datteln heissen tmarim :-)
Ha ha, du hast auch ganz witzige Versprecher! Vielen Dank für den Hinweis mit den Feigen, du hast natürlich recht, werde ich gleich korrigieren.
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