Der Nebel hängt noch tief zwischen den Berggipfeln, man kann die Aussicht nur erahnen. Doch auf dem Balkon unseres Chalet sind alleine die Kälte an einem Julimorgen und das Schauspiel der wandernden Nebelschwaden und Wolken spektakulär.
Die Mission
Am Vortag um dieselbe Zeit noch in Israel, fand ich mich nach einer Tagesreise im Flugzeug, Zug und Auto in einem Chalet mit fantastischer Aussicht im Kanton Graubünden wieder. Das Wetter war regnerisch und unstabil in diesen Tagen, aber einige trockene Stunden an meinem ersten Tag in Vuorz schienen passend für eine geplante Wanderung.
Mit mir im Chalet wohnen zwei meiner Schwestern, die genau wie ich noch nicht bereit sind, vor den altersbedingten Veränderungen zu kapitulieren: Eine von uns leidet an einer Knieverletzung, sie wanderte nur die ersten paar Kilometer mit und leistete uns dafür geschätzte Fahrdienste. Die zweite Schwester hatte eine akute Achillessehnenentzündung und ich selbst leide an chronischen Knieschmerzen aufgrund von Knorpelverschleiss! Doch an diesem Freitag hatten wir eine Mission: den Panixersee erreichen.
Wir beschlossen, direkt von unserem Chalet loszuwandern. Über das Dorf Andiast und die Weiler Curwengia und Sogn Giusep, mit Blick auf Pigniu auf der rechten Talseite, eröffnete sich nach etwa 9 Kilometern Wanderung unser Ziel, der Lag da Pigniu (Panixersee).
Die Wege waren angenehm, doch ausgerechnet ein sehr steiler Abschnitt war aufgrund des Regens gefährlich matschig und sogar auf allen Vieren nur schwer zu bezwingen. Da wurde uns schon etwas mulmig und ich informierte mich bei meiner Schwester schon mal, unter welcher Nummer die Bergrettungsdienste zu erreichen wären. Offensichtlich hatten wir aus Versehen gerade die steilere Abzweigung eingeschlagen, die wir gemäss Besprechung am Vorabend eigentlich vermeiden wollten.
Der See belohnte uns für alle Mühe, bei seinem Anblick vergassen wir die schmerzenden Glieder! Der Stausee ist wunderbar in die Berge eingebettet und die imposanten Panixer- und Aua dil Mer Wasserfälle auf der Nordseite des Sees sind der absolute Höhepunkt.
Geheimtipp
Zum Panixersee gelingt man über unzählige Wanderrouten zu Fuss, aber er ist auch mit dem Auto erreichbar! (Abbiegung von der Hauptstrasse H19, die von Ilanz nach Disentis führt, nach Rueun und in Richtung Pigniu) Es gibt einen fast direkt unter der Staumauer liegenden Parkplatz, von welchem aus man den See in etwa einer Stunde umwandern kann. Von dort holte uns die dritte havarierte Schwester mit dem Auto ab. So ergab unsere Wanderung insgesamt etwa 13 Kilometer. Der Weg um den See (etwa 4 Kilometer) führt an einem Ufer auf stellenweise schmalem Pfad an das Seeende und die Wasserfälle und auf der anderen Seeseite auf einem breiteren Weg wieder zurück. Für das Bestaunen der Wasserfälle und vielleicht eine Rast in der Nähe der Fälle, empfehle ich, eine bis zwei weitere Stunden einzuplanen!
Wenn ich an diesen Wandertag und überhaupt die Tage in Vuorz zurückdenke, bin ich nicht sicher, ob es sich um einen Traum handelt, oder ob die Tage in dieser Parallel-Märchenwelt Wirklichkeit waren. Zum Glück gibt es Fotos, auf denen ich tatsächlich drauf bin! Gerade angereist aus dem staubigen, tropisch-heissen und turbulenten Israel, war die Wanderung für mich ein surrealistisch anmutendes Erlebnis. Meine Augen konnten sich nicht satt sehen – während meine Seele noch irgendwo zwischen Tel-Aviv und Zürich unterwegs war.
1 Kommentar:
Danke für diesen klasse Wandertipp :-). Da war ich auch noch nie...
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