Im Ausland werden derweil die israelische Flagge sowie auch die Nationalhymne aufgrund der kommunizierten Realitätsverzerrung, von Desinformation und, tja, dummem Herdenverhalten, als Provokation empfunden. Das hat Chris Faschon am eigenen Leib erfahren müssen. Der Schweizer Journalist und Autor jüdischen Glaubens wurde immer wieder in verschiedenen Formen belästigt, weil er eine israelische Fahne und die gelbe Schleife, die die israelischen Geiseln symbolisiert, im Fenster seines Hauses in Kreuzlingen hängen hat. Als Judenhasser im Februar einen Stein auf das beflaggte Fenster warfen, schrieb sogar die Thurgauer Zeitung darüber.
Ronaldo Goldberger, ein freischaffender Journalist aus Basel, berichtet auf seinem unabhängigen YouTube-Kanal über Aktualitäten aus jüdischer Sicht. In dieser Sendung spricht Ronaldo mit Chris über die Reaktionen, die er auf die israelische Flagge in seinem Fenster erhalten hat und über sein Gefühl in der Schweiz als Jude. Das Gespräch finde ich übrigens alleine schon unterhaltsam, weil sowohl Ronaldo als auch Chris in breitesten Schweizer Dialekten sprechen, der eine in Basler, der andere in Thurgauer Dialekt, wovon einiges sogar für mich nur schwer verständlich ist.
Hier schreibe ich einige Minuten von Chris Faschons Aussagen mit. Leider schafft es nicht einmal ChatGPT, vom Thurgauischen ins Hochdeutsche zu transkribieren. Das Deutsch ist dementsprechend etwas kurios, auch wenn ich mir erlaubt habe, ziemlich frei zu übersetzen.
"...die sagen dann immer, du bist mutig. Und ich denke mir, dass ich nur deswegen mutig bin, weil ich der Einzige bin. Es wäre überhaupt keine besondere Leistung (eine Flagge aufzuhängen), wenn die westliche Welt so ein grauenhaftes Verbrechen (das 7. Oktober-Massaker) vereint verurteilen und darauf bestehen würde, die Geiseln dort herauszuholen. Und wenn es UNO-Sondertruppen bräuchte, und jedes Land Leute einsetzen müsste. Ganz egal, wie lange es dauert: Wir holen sie dort raus! Und wenn alle Regierungen dastehen würden, mit Israel-Anstecker, oder zumindest der gelben Schleife, und sagen würden, das lassen wir nicht zu! Hier geht es um unsere Werte, um Freiheit! Es geht ja nicht nur um Israel und Hamas. Diese Baustelle ist viel, viel grösser. Hier wird unsere Demokratie angegriffen, und das bedeutet, dass man Rückgrat zeigen muss – Hier sind wir, bis hierher, und nicht weiter!
Wenn Leute mich für meinen Mut loben, dann antworte ich: Hier ist der Link, über den ich die Fahne bestellt habe, es ist ganz einfach, das nachzumachen. Und jeder, der es nachmacht, macht mich persönlich ein bisschen sicherer."
"Ich glaube, den Schweizern fällt es besonders leicht, zu schweigen. Die Helvetier sind im Allgemeinen nicht gerade mutig...
...Man kann sich das so lange leisten, bis der Gegner – man entschuldige, dass ich diese Menschen so nenne – bis die andere Seite eine bestimmte kritische Masse erreicht. Wenn die mal so und so viele sind, dann kann man auch keine Fahne mehr heraushängen oder sich positionieren, das geht dann nur noch mit Polizeischutz, sonst wird man auf der Strasse kaltgemacht. Und das in westlichen, freiheitlichen, demokratischen Ländern!"
"...Ich habe schon ein Messer im Briefkasten gehabt, so als Nachricht. Ich habe schon E-Mails erhalten, mit Bemerkungen, dass man für mich die Öfen noch einmal anheizen sollte. Ich nehme das zu einem gewissen Grad schon ernst. Aber, wie gesagt, nur sind wir in diesem beschaulichen Thurgau in einer Situation, dass nicht 150 Leute vor meinem Fenster stehen. Das wäre der kritische Punkt, in dem eine bestimmte Masse überschritten wäre, und ich könnte nicht mehr ohne Polizeischutz aus dem Haus. Solange das noch so ist, ist es wichtig, genau jetzt Position zu beziehen. Jetzt kann man noch etwas bewirken. Danach den Laden wieder unter Kontrolle zu bekommen, wird sehr viel schwieriger sein."
In der zweiten Maihälfte wird Yuval Raphael Israel am Eurovision Song Contest in Basel mit dem Lied "New Day Will Raise" vertreten. Die junge israelische Sängerin hat den Horror des 7. Oktober-Massakers überlebt. Sie war am Nova Musikfestival, als die Terroristen kamen und sie überlebte unter Leichen.
Nun kriechen die Judenhasser aus ihren Löchern – nicht das erste Mal am ESC. In den Medien ist die Hölle los, entweder wird der Sängerin das Erlebte nicht geglaubt, oder ihr Trauma wird ins Lächerliche gezogen, und damit das Trauma aller Überlebenden in Israel. Verschiedene Aktivisten und propalästinensische Bewegungen fordern gar den Ausschluss Israels vom Wettbewerb.
Ich wünsche mir von meinen Basler und Schweizer Freunden und Bekannten, dass sie sich gegen den Antisemitismus, gegen die Anti-Israel Bewegung positionieren, gerade während dem ESC, an welchem viele Touristen die Stadt besuchen werden. Bitte hört euch an, was Chris Faschon zu sagen hat und tragt einen Israel-Anstecker oder hängt eine Israelflagge in eure Fenster. Damit sich Juden und Israelis, Besucher wie Yuval Raphael und ihre Fans, oder Schweizer Juden wie Chris Faschon, in der Schweiz ein bisschen sicherer fühlen.