Mittwoch, 13. Februar 2019

Zum Jubiläum...

Als wüsste man bei der BAZ vom Jubiläum meiner Brustkrebsdiagnose, erscheint in diesen Tagen ein Interview, welches ich mit solchem Wohlgefallen lese, dass ich dem zuständigen Journalisten sogar verzeihe, dass es für mich mit drei Jahren Verspätung kommt.

Nach meiner Brustkrebsdiagnose und vor allem in der Zeit nach der Behandlung machte ich mir unzählige Gedanken über die Frage, warum ich an Krebs erkrankt war. Was war der Trigger für das Entstehen eines Tumors und was hatte sein Wachstum in meinem Körper ermöglicht? Hätte ich mit gesünderer Lebensweise die Krankheit vermeiden können? Trug ich Schuld an meiner Krankheit? Ich vermutete, dass Krebs eine Zufallskrankheit ist, grübelte aber doch viel über krebsfördernde Nahrungsmittel, Umwelteinflüsse und die Bedeutung der psychischen Konstitution auf die Gesundheit nach. Heute, fast drei Jahre später, bin ich in meinem Glauben gefestigt, dass bestimmte Nahrungsmittel oder Umwelteinflüsse zwar ungesund sein können, es aber keinen Sinn mehr macht, wenn man im Alter von 55 aufhört, Würste oder Zucker zu essen. Fast noch mehr Kopfzerbrechen bereitete mir aber die allgemeingültige Meinung, dass Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit Voraussetzung für intakte Gesundheit seien. Als eine Kollegin viele Jahre vor mir an Krebs erkrankte, dachte ich insgeheim „Kein Wunder, so zerrüttet wie ihr Leben und so verbittert wie sie ist...“. So ist es auch nicht erstaunlich, dass ich mir nach der eigenen Diagnose bei jedem Streit mit dem Partner, den Kindern, bei Ungewissheit im Job oder sonstigem seelischem Stress einbildete, ich würde den nächsten Tumor schon in mir wachsen fühlen.

Unterdessen stehe ich wieder so sicher im Leben, dass ich esse worauf ich Lust habe, ab und zu Alkohol trinke und sogar mit mehreren Handys neben dem Bett schlafe. Wenn mich an manchen Tagen seelischer Unmut oder Verstimmungen fast zu erdrücken scheinen, nehme ich das heute wieder gelassen. Ein bisschen Stress wirft mich nicht mehr aus der Bahn. Ich habe die Annahme verworfen, dass ich Einfluss auf mein Immunsystem oder die Zellbildung in meinem Körper hätte. Doch zu dieser Überzeugung zu gelangen, war für mich ein langwieriger Prozess.

Prof. Dr. med. Bernhard Pestalozzi ist Leitender Arzt Onkologie und stellvertretender Direktor an der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des Universitätsspitals Zürich und seine Worte sind einfach, klar und deutlich. Es hätte mir damals nach der Diagnose gut getan, wenn mir die zuständigen Fachleute so klipp und klar vermittelt hätten, dass ich mir über meine seelische Verfassung nicht den Kopf zermartern sollte.



Hier ein kurzer Auszug aus dem Interview vom 6.2.2019 in der BAZ:

BAZ: Mit welchem Vorurteil über Krebs wollen Sie aufräumen?

Herr Pestalozzi: Krebs entsteht nicht, weil man die falsche psychische Haltung oder zu viel Stress hat. Wenn es um das Verhalten geht, so kann ich nur sagen: Hören Sie um Himmels willen mit dem Rauchen auf! Das ist wirklich wichtig. Krebs ist eine körperliche Krankheit; es sind Zellen, die sich unkontrolliert vermehren. Das hat nichts mit negativem Denken zu tun! Krebs ist keine seelische Krankheit. Wer dieser Meinung ist, bürdet den Betroffenen zusätzlich die Schuld an ihrer Krankheit auf.

BAZ: Gibt es Studien dazu?

Herr Pestalozzi: Ja. Und die zeigen: Depressive Menschen erkranken später nicht häufiger an Krebs. Es gibt keine «Krebspersönlichkeit».

3 Kommentare:

Samate hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Samate hat gesagt…

Doch doch, gibt es, genauso wie pendeln funktioniert, habe ich schon 2015 einen Post drüber verfasst, sieh hier:

https://portgeschichten.wordpress.com/2015/10/08/pendeln-funktioniert/

In diesem Sinne einen schönen stressfreien Tag ;-)


(der erste Kommentar hat nicht so geklappt)

Yael Levy hat gesagt…

Liebe Samate, Gute Idee mit dem Pendel! Nur hätte ich es in meinem Fall mir selbst über den Schädel ziehen müssen.