Mittwoch, 21. November 2018

Die Wüstenwanderung

Die zweitägige Negevwanderung war fantastisch. Die monumentale Wüstenlandschaft ist grandios und atemberaubend. Die Nomaden-Atmosphäre – stundenlanges Gehen, der Aufenthalt in der freien Natur, fernab von bewohnten Orten, das Staubig- und Schmutzigsein, das abendliche Lagerfeuer, einfachstes Essen und die fehlende Internet- und Telefonverbindung – begeisterte mich. Wir entdeckten einige Wasserlöcher, antike Brunnen, wilde Tiere, vorzeitliche Wandmalereien und konnten uns am einzigartigen Wüstenpanorama kaum sattsehen. Zuerst wanderten wir etwa 16 Kilometer auf relativ einfachem Terrain und am Ende des ersten Tages schloss ich schon beinahe etwas voreilige Schlüsse über die Wanderfähigkeit der Israelis. Am zweiten Tag legten wir aber noch etwas drauf, kraxelten tatsächlich einige steile Hügel hoch und hinunter und durchwanderten eine Schlucht, die so eng war, dass wir die Rucksäcke abnehmen und einige von uns den Bauch einziehen mussten. Die letzten Kilometer legten wir fast rennend in der Dunkelheit zurück, da wir wohl zu lange bei der Mittagspause verweilt hatten. Als wir nach einem vollen Wandertag erschöpft beim Bus eintraffen, hatte meine GPS-Uhr 21 gewanderte Kilometer gemessen.


Aber nicht alles war rosig: Die Übernachtung im Zelt war traumatisch. Mein Schlafsack wärmte nicht genug und ich fror erbärmlich. Die dünne Campingmatte fühlte sich steinhart an, so dass ich schon nach wenigen Stunden auf keiner Seite mehr liegen und mich aber auch nicht mehr drehen konnte. Als ich nachts einmal nach draussen musste, krabbelte ich auf allen Vieren aus dem Zelt, weil mich nebst stechenden Rückenschmerzen schreckliche Muskelkrämpfe zu Boden zwangen. Ich fühlte mich 150 Jahre alt und verfluchte die Schnapsidee, in diesem Alter noch solch abenteuerliche Unterfangen mitmachen zu wollen. Seltsamerweise schienen die erbärmlichen Umstände meinen Gatten überhaupt nicht zu stören und das Echo seiner Schnarchgeräusche hallte in der Dunkelheit in mannigfacher Lautstärke von den schroffen Wüstenfelsen. Nach einigen Tassen auf dem Feuer gebrühten schwarzen Kaffees am frühen Morgen erholte ich mich aber schnell von den Strapazen der Nacht und bald fühlte ich mich wieder frisch und voller Tatendrang. Schlaf wird meines Erachtens zutiefst überschätzt.

Übrigens weiss ich jetzt auch, wo sich die Toiletten befinden: Hinter der vierten Akazie von links in der zweiten Biegung des trockenen Flusslaufs.











5 Kommentare:

kinder-katzen-kakteen hat gesagt…

Toll! Sowas muss ich auch mal mit dem besten Ehemann von allen machen.

Yael Levy hat gesagt…

Liebe kkk,
Ja, das solltest du! Ich freue mich auch schon auf die Nächste!

Magdalena hat gesagt…

Ich bin sehr beeindruckt und gratuliere Dir. Wenn ich die Bilder sehe, kann ich Deine Begeisterung absolut nachvollziehen. Diese Landschaft weist den Menschen in seine Schranken und strahlt in besonderer Schönheit.
LG
Magdalena

wegwunder hat gesagt…

Liebe Yael, was für beruhigende Farben in allen Brauntönen. Und diese Weite und Felsformationen. Der Mensch wird da ganz klein. Ich stelle mir das Gehen in solchen Distanzen und dieser Kulisse dann irgendwann sehr meditativ vor. - Ach, ich liebe schlafen. Ich brauche (leider) viel Schlaf. Ich beruhige mich dann immer damit, dass wer viel schläft weniger Falten hat - vielleicht :-).
Jedenfalls hat mich dein Bericht und deine Fotos gefreut.
Liebe Grüsse aus der neblig kalten Schweiz
Sibylle

Yael Levy hat gesagt…

Liebe Magdalena und Sibylle,
Das Wandern in der Wüste ist wahrlich beeindruckend und beruhigend. Ich werde noch lange von diesem Wochenende zehren.
Liebe Grüsse aus dem jetzt regnerischen und "kalten" Israel,
Yael