Freitag, 4. April 2025

Die verhexte Pastamaschine



Im Rhythmus der Musik, mal schnell, dann wieder langsamer, verknete ich das Mehl und die Eier mit Hingabe zu einem geschmeidigen Teig. Dann, nachdem er unter einer heiss ausgespülten Schüssel geruht hat, walle ich ihn aus und verarbeite ihn liebevoll in bissgerechten Portionen Stück für Stück zu Farfalle, Ravioli, Fettuccine oder Pappardelle. Manchmal genehmige ich mir dazu einen Drink, der zusätzlich den Appetit anregt und mir einen leichten Kopf beschert. So kann ich mich stundenlang beschäftigen, frische Pasta zuzubereiten hat für mich therapeutischen Effekt. Äusserst wichtig dabei: Die Musik darf auf keinen Fall weggelassen werden. Ohne Musik wird Kochen zu einer rein industriellen Tätigkeit und das Essen wird fad und langweilig.

Am 6. Oktober 2023, dem letzten Tag einer anderen Epoche, bekam ich eine Pastamaschine geschenkt, die alles etwas einfacher machen und die Produktion steigern sollte. Natürlich musste ich das glänzende Wunderding gleich ausprobieren, und so verbrachte ich den Morgen des 7. Oktobers mit der Herstellung von Nudeln. Doch es war wie verflixt an diesem Morgen. Der Teig klebte, an der Maschine, an meinen Händen, die Nudeln klebten aneinander, und als ich versuchte, sie ein zweites Mal zu verarbeiten, lief die Angelegenheit vollkommen aus dem Ruder. Auch das Radio mit meiner geliebten Musik war verhext: Kein einziges Lied wurde zu Ende gespielt, alle paar Sekunden unterbrachen Raketenalarme aus dem Süden des Landes die Melodien. Aus der beruhigenden Beschäftigungstherapie wurde ein höchst ärgerlicher, klebriger Kampf. Ich verfluchte die Nudeln, die neue Pastamaschine und das Radio und zu guter Letzt artete alles in einem Fiasko aus und der klebrige Teighaufen landete im Abfallkübel.

Erst gegen elf Uhr begann ich aufgrund der Nachrichten und Whatsapp-Meldungen zu ahnen, dass nicht nur in meiner Küche etwas nicht so lief wie es sollte. Gegen Mittag fuhr Eyal höchst besorgt nach Tel-Aviv, um die dort wohnenden Kinder zu uns zu holen.

Unterdessen sind dieser Morgen und die darauffolgenden Tage Geschichte.


Im "7 October Parliamentary Commission Report" wird in den ersten Kapiteln der Ablauf der Angriffe auf die Kibbutzim an der Grenze zum Gazastreifen minutiös beschrieben. Wenn ich heute an diesen Morgen denke, bin ich absolut schockiert darüber, wie ahnunglos (aber vielleicht doch mit irgendeiner unerklärlichen Tiefensensibilität) ich damals in meiner Küche werkelte, während fast im ganzen Land alle Alarmsirenen schrillten und viele Menschen, vor allem junge, verzweifelte letzte Meldungen an ihre Angehörigen schickten. Der Bericht führt aus, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene gejagt und kaltblütig niedergestreckt wurden, aber er erzählt auch von vielen haarsträubenden Heldentaten und dokumentiert ausführlich, wie Menschen ohne zu zögern, mutig und selbstlos um die Leben ihrer Familien, von Mitbewohnern und sogar von Unbekannten kämpften. Sagit Levi Gelfarb, die Verantwortliche für Notfälle im Kibbutz Erez, sagt heute darüber: "Es waren 30 Stunden Hölle auf Erden, die nun in Geschichten erzählt werden. Und jede kleinste Geschichte innerhalb der Geschichten ist eine Welt voller Angst, Fügung und Schmerz."


Meine Pastamaschine ist natürlich auf ewig verflucht. Ich habe sie ab und zu gebraucht seit jenem Morgen, jedoch nie ohne daran zu denken, was anderswo vielleicht gerade geschieht, während wir uns nichtsahnend mit etwas ganz anderem beschäftigen.



Mittwoch, 2. April 2025

Eine neue alte Welt




Einige Gedanken und Fakten über Musik in meinem Leben:

Als ich ein Kind war, wurden in meiner siebenköpfigen Familie folgende Instrumente gespielt: Orgel, Klavier, Cembalo, Quer-, Sopran- und Altflöte, Saxophon, Klarinette und Geige. Habe ich etwas vergessen?

Ich selbst spielte einige Jahre Geige, mochte es aber nie. Am Tag, an dem meine Eltern mir erlaubten, mit dem Musizieren aufzuhören, verschwand die Geige aus meinem Leben.

Das Schicksal, die Natur, oder Gott - wer immer dafür verantwortlich ist - hat mir viele Talente in den Schoss gelegt. Ein musikalisches Gehör oder Musizieren scheinen nicht dazuzugehören.

Mein Vater spielte Flöte, Klavier und Orgel, er sang und war Dirigent (in Vergangenheitsform, weil er nicht mehr musiziert).

Meine Mutter erzählt, dass sie als Kind einmal etwas Sackgeld in eine Flötenstunde investierte. Als mein Grossvater davon erfuhr, bestrafte er sie für die unverantwortliche Zeit- und Geldverschwendung mit einer Ohrfeige.

Einige Jahre diente mein Vater in der Kirche unseres Dorfes als Organist. Wir Kinder durften manchmal die Messe auf der Empore verbringen. Dort staunten wir über die Orgelpfeifen in allen Grössen, die unendlich vielen Schalter, Hebel und Knöpfe der Orgel, die Fusspedale, Vaters Orgelfinken und den Rückspiegel, über den er mit dem Pfarrer kommunizierte. Ein Organist setzt zum Betreiben der Orgel den gesamten Körper ein und das Musizieren erfordert fast übernatürliche Koordination aller vier Extremitäten, die alle eine (oder sogar mehrere) Aufgaben haben. Mein Vater konnte zusätzlich dazu noch mit einem Auge uns Kinder überwachen.

In den Geigenstunden verlangte meine Lehrerin, dass ich meine Fingernägel mit einer riesigen Schere kürze, wenn sie zu lange waren. Es ist heute nicht mehr nachweisbar, aber in meiner traumatischen Erinnerung ist die Schere auch noch rostig.

Vor etwa einem Jahr habe ich beschlossen, meine musikalische "Karriere" wieder aufzunehmen und mir selbst das Flötespielen beizubringen. Unterdessen spiele ich schon ein ganz passables Sammelsurium an Liedern, zum Beispiel "Hatikva" (die israelische Nationalhymne), "Maos Zur", "Det äne am Bärgli", "Stille Nacht" und weitere.

Als ich vor einiger Zeit beschloss, mein neues Hobby zu vertiefen und Flötenunterricht zu nehmen, war die erste Stunde aufgrund eines sehr peinlichen Missverständnisses nach wenigen Sekunden schon zu Ende. Es stellte sich nämlich heraus, dass das hebräische "Chalil" (=Flöte) eher für Querflöte verwendet wird, während die Sopranflöte "Chalilit" (=Verkleinerungsform von Flöte) genannt wird. Die Querflötenlehrerin machte grosse Augen, als ich meine Sopranflöte auspackte. Dann lachten wir beide und grüssten uns freundlich auf Nimmerwiedersehen. Sprachschnitzer sind leider auch nach bald vierzig Jahren in Israel noch möglich.

Diese Woche bin ich dann doch noch in den Genuss einer ersten Unterrichtsstunde bei einer Sopranflötenlehrerin gekommen. Sie scheint keine Schere zu haben und hat mich auch sonst nicht geplagt. Im Gegenteil, der Unterricht hat mir Spass gemacht. Ich habe das Gefühl, ein Tor zu einer vollkommen neuen Welt aufgestossen zu haben und ich bin sehr neugierig, sie zu erkunden.







Sonntag, 30. März 2025

Inspirierend

Leser, die meinen Blog regelmässig verfolgen, wissen, wer Alon und was er für uns ist. Wer nachlesen möchte, was ich über seinen Weg seit seiner Verletzung am 14. Oktober 2023 geschrieben habe, kann einfach "Alon" in der Suchfunktion des Blogs eingeben.

Unterdessen ist Alon zu einer bekannten Persönlichkeit geworden. Er hat eine Modenschau für Amputierte initiiert und daran teilgenommen, er hält Vorträge und wird zu Talkshows eingeladen, er ist auf verschiedenen Ebenen aktiv und engagiert und er hatte sogar die Ehre einer Audienz beim Papst. Seinem Instagram-Account (alonkaminer1) folgen mehrere Tausend Follower. Alon ist ein bewundernswerter Mensch, offen, witzig und inspirierend. Er mag mehrere Extremitäten verloren haben, doch seine Lebensfreude, seine Tiefsinnigkeit und sein herausragender Humor sind ihm geblieben. Seine Geschichte ist eine Geschichte von unvorstellbarem Mut, Widerstandskraft und Hoffnung. Alon zu kennen ist eine echte Bereicherung und ich bin unendlich dankbar, dass er den Freundeskreis meiner Kinder prägt.

Seit einigen Wochen weilt Alon in den USA, wo ihm verschiedene Prothesen angepasst und für ihn produziert werden. Zwischen diesen Terminen reist Alon herum, geniesst das Leben als Tourist und hält Vorträge.

Dieses auf englisch abgehaltene Interview auf Youtube sollte man sich ansehen. Alon ist ein begabter, humorvoller, intelligenter und charismatischer Redner. 



Für diejenigen, die keine Lust haben, sich das einstündige Interview anzuhören (obwohl man die Reklamen oder weniger interessante Stellen überspringen kann), habe ich die inspirierendsten Aussagen mitgeschrieben und übersetzt.

34:30 Minuten:
Fragesteller: "Wenn du die Uhr zurückdrehen und diesen Tag ändern könntest, würdest du das tun?"

Alon: "Nein.
Mein Cousin hat mich das gefragt, als die Verletzung acht Monate zurücklag, und weisst du, meine Verletzungen sind sehr, sehr schwer, aber man kann sie in einen Rahmen einordnen, den man Bewegungseinschränkung nennt. Es ist schwer für mich, mich zu bewegen und bestimmte Dinge zu tun. Aber das ist natürlich die Kehrseite der Medaille. Auf der Habenseite steht die Tatsache, dass ich jetzt weiß, wie viele gute Freunde ich habe, was für eine wunderbare Familie ich habe, wie stark ich bin und wie stark ich sein kann, wenn es nötig ist. Ich habe die Macht, Dinge zu verändern und Veränderungen in die Welt zu bringen. Die Veränderung, die ich sehen will. Weil die Menschen jetzt zuhören und meine Geschichte andere Menschen inspiriert. Also ist es für mich ein guter Deal. Ich sage nicht, dass es einfach ist.
Natürlich hat die Frage auch heikle Aspekte. Wäre es nicht ich, wer dann? 
Oder gäbe es einen Deal, der alle einschliesst, so dass niemandem schlimme Dinge passieren würden? Das würde ich natürlich sofort annehmen.
Aber ich habe meinen Cousin gefragt: Könnte ich meine Erinnerungen behalten? Und er sagte: Nein, du würdest nicht wissen, dass es passieren könnte. Du würdest einfach dein vorheriges Leben leben. Ich antwortete: Nein, ich will meine Erinnerungen nicht verlieren. Denn jetzt weiß ich bestimmte Dinge und ich habe eine bessere Perspektive auf das Leben: auf Gut und Böse, Familie und Freunde, was ich mit meinem Leben anfangen will. In diesem Nebel herumzulaufen, nicht zu wissen, wohin man geht und was wirklich wichtig für einen ist – das ist es, was wir jetzt in der Welt sehen, richtig? Man lebt in seiner Filterblase mit lauter Fehlinformationen und jeder ist verwirrt und weiß nicht einmal, was er tun will. Was mich betrifft, so lebe ich jetzt jede Sekunde das Leben, das ich will. Ich tue nichts, das ich nicht will. Ich tue nichts, das ich nicht tun will."


53:30 Minuten
Alon: "Scheiss auf die Motivation! Disziplin ist die höchste Form der Selbstliebe. Wenn du einen bestimmten Ort oder Punkt in deinem Leben erreichen willst, musst du diszipliniert sein. Manchmal hat man Motivation, manchmal nicht. Aber entscheide dich vorher, wohin du gehen willst, und arbeite diszipliniert daran, denn es kommt nicht jeden Tag vor, dass du motiviert bist. Und die andere Sache, und ich denke, das ist für mich eine der wichtigsten Lektionen: Dinge brauchen Zeit. Alle haben mir das immer gesagt, aber glaube mir, die Dinge brauchen Zeit, länger als du vielleicht willst, aber auch weniger als du erwartest. Es wird irgendwo in der Mitte liegen. Du musst anfangen zu verstehen, dass die Veränderungen kommen werden, aber sie brauchen Zeit. Einige werden gar nicht kommen, und du musst einen Weg finden, sie zu überwinden. Das Wesentliche zu finden, das man im Leben will, und es sich zu holen, weißt du. Vielleicht sieht es nicht so aus, wie du es dir vorgestellt hast, aber lass mich dir ein Geheimnis verraten: Nichts wird so aussehen, wie du es dir vorgestellt hast, nicht ein einziges Mal in deinem Leben. Lass dich also nicht von deinen Vorstellungen leiten, sondern nimm dir Zeit, denke über das Wesentliche nach, übe Disziplin und erreiche deine Ziele, Schritt für Schritt."


58:00 Minuten:
Fragesteller: "Inspiration, das ist einfach, aber was macht man damit danach? Ich glaube, Leute werden sehr inspiriert sein, wenn sie dir zuhören, aber danach? Was sollen sie damit tun?"

Alon: "Nutze diese Energie - um eine Masse in eine andere Richtung zu bewegen, braucht man eine Menge Energie - nutze diese Energie aus der Inspiration, die du gerade erhalten hast, um eine Liste von Gründen zu schreiben, WOZU du bestimmte Veränderungen in deinem Leben willst. Wenn du die Gründe hast, lege die Liste neben neben dein Bett, damit du sie siehst, wenn du aufwachst und wenn du schlafen gehst. Gründe! Motivation und Inspiration kommen und gehen, aber Gründe bleiben, und wenn du keine Kraft hast, denke an die Gründe. Nicht WAS tue ich, sondern WOZU tue ich es. Wenn du dein WOZU hast, wirst du das WIE finden."

Samstag, 29. März 2025

Die Stadtmaus und die Feldmaus





Schon lange träume ich von einer Wohnung mit grossem Balkon in Tel-Aviv. Unser Einfamilienhaus in einem ruhigen Dorf, hinter der Schule und gleich neben einem Kinderspielplatz, entsprach unseren Bedürfnissen, als wir kleine Kinder hatten. Jetzt erwartet mich nach der Arbeit ein zu ruhiges Dorf, ein leeres Haus – und ein gähnendes "und was jetzt?". Das kulturelle Angebot im Dorf ist mickrig, ein Café oder Restaurant gibt es nur im hässlichen kleinen Handelszentrum des Dorfes und auch dort ist am Shabbat alles geschlossen. Das Meer und die nächste – ziemlich menschenleere – Strandpromenade liegen eine zwanzigminütige Autofahrt entfernt. Ich habe viele Interessengebiete und kann mich bestens selbst beschäftigen, langweilig wird mir nie. Und doch – wie wunderbar wäre es, nur vor die Türe zu treten und mich mitten in Tel-Aviv, dieser quirligen Stadt der Fröhlichkeit und der Lässigkeit wiederzufinden. Ich liebe die Metropole am Mittelmeer, mit den vielfältigen Menschen in meist luftigem Look, den zahlreichen Cafés, den kleinen Läden, den Märkten, dem breitgefächerten Angebot an Aufführungen aller Art und natürlich der eindrücklichen Strandpromenade, die es leicht mit der Copacabana aufnehmen kann. Das Gras des Nachbarn scheint so viel grüner als das eigene und es lockt: Der Traum von einer Wohnung in einer lebhafteren und unterhaltsameren Gegend lässt mich nicht los. 

Öfter hinzufahren ist leider keine gute Option, da die Stadt sowohl mit dem Auto (immer verstopft und keine Parkplätze) als auch mit dem öffentlichen Verkehr (sehr beschwerlich und am Shabbat gar nicht vorhanden) nur mit grossem Aufwand zu erreichen ist.




Am Wochenende laufe ich über die Felder und durch das Wäldchen, das zwischen unserem und den Nachbardörfern liegt. Dabei schweift mein Blick über die sattgrünen, noch taufrischen Wiesen, die kleinen Dörfer und die Hügel bis zum Horizont. Die Gegend liegt ruhig und besinnlich an diesem bewölkten Morgen, nur einige freundliche Läufer, Spaziergänger und Radfahrer kommen mir entgegen. Berauschender Duft von regengetränkten Wiesen und überreifen Erdbeeren beflügelt mich beim Laufen. Die Wiesen strahlen in frühlingshaftem Gelb, unterbrochen von leuchtend roten und violetten Punkten. Es sind Blumen, deren Namen ich mir auf Hebräisch noch nie habe merken können und die ich in meiner Muttersprache nicht mehr kenne. So bleibt mir nichts anderes übrig, als mich einfach über die namenlose Pracht zu freuen. Ein besonders gut gelaunter Radfahrer überholt mich, dreht sich nach mir um, wünscht mir laut einen guten Morgen und schiebt ein "alle Achtung!" hinterher. 
In diesen Momenten weiss ich: Solange ich laufen kann, möchte ich diese Gegend um nichts auf der Welt gegen irgendeine Stadtwohnung tauschen.


Mittwoch, 26. März 2025

Zwischen den Zeilen

Seit einigen Tagen lese ich den "7 October Parliamentary Commission Report". Abschnitt um Abschnitt, Seite um Seite, arbeite ich mich durch.

Schon die ersten Kapitel, die frühere Zyklen von Konflikten und Waffenstillständen, Ziele, Pläne, Waffen und Ausrüstung der Hamas beschreiben, versetzten mich in komplette Fassunglosigkeit über die Ausmasse, die Präzision und die Professionalität, mit denen die Terrororganisation seit Jahren ihr Ziel verfolgt. Dabei war das Massaker vom Oktober 2023 nur eine Teil-Errungenschaft, nur ein Schritt zum Gesamtsieg. 

Aller Aufwand der Hamas, ja ihre gesamte Existenz hat von Kern auf rein gar nichts anderes zum Ziel, als die Vernichtung Israels. Vieles davon habe ich gewusst, schon vor dem 7. Oktober-Pogrom, doch alle Details konzentriert in einem Bericht nachzulesen, schockiert. Wie konnten wir nur so blind, überheblich und dumm sein, diese Satane jahrelang mit unablässiger Konsequenz arbeiten zu lassen? Und, was die Weltgemeinschaft anbetrifft, sie auch noch zu unterstützen, sei es absichtlich oder aus Naivität. Warum zögern wir weiterhin, sie zu vernichten? Warum mussten Tausende Menschen geopfert werden, um (einigen von) uns die Augen zu öffnen?

Es fällt mir schwer, meine Eindrücke, Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen. Deshalb schreibe ich über Spargeln, Liebeslieder und Mimosen.

Ich finde, der Bericht sollte Pflichtlektüre für jedermann sein. Ich hoffe, dass er möglichst bald auf Deutsch übersetzt wird, damit niemand meiner Bekannten in Europa sagen kann, sie wüssten nicht, worum es geht. Es geht um purste Bosheit. Niemand soll auch nur den leisesten Gedanken im Hinterkopf haben, Hamas, die jahrelange Planung des Angriffs, das von ihnen durchgeführte Pogrom, oder ihre weitere Existenz, könnten irgendeine Berechtigung haben.


Hier noch ein weiterer Mimosenstrauch. Danke für die Aufmerksamkeit!



Montag, 24. März 2025

Mimosen



Meine erste Bekanntschaft mit Mimosen machte ich als Jugendliche an der Basler Fasnacht. Damals, wie auch noch heute, werden die gelb-blonden Zweige des Mimosenstrauchs zusammen mit Räppli, Orangen, Süssigkeiten und verschiedenem Gemüse am "Cortège" von den Wagen in die Menschenmenge geworfen. Warum ausgerechnet Mimosen? Das wissen nicht einmal die Hardcore-Fasnächtler. Vielleicht schlicht und einfach, weil die «drey scheenste Dääg» in die Blütezeit der Mimose fallen? Oder vielleicht auch, weil ihre Farbe so gut zum Gelb der Waggisperücken passt?

Über die Herkunft der Mimosenzweige machte ich mir in Basel nie Gedanken. Vielleicht aus Frankreich, oder Italien, lese ich auf Wikipedia.

Heute kenne ich die Mimosensträuche in Israel, wo sie gerade jetzt zur Blütezeit als wahrer Mimosendschungel das ganze Sharongebiet in leuchtendes Gelb tauchen. Die Pflanze soll in Israel aber gar nicht heimisch sein, sondern invasiv, lese ich. 

Aber das ist mir egal, ich freue mich einfach über das sonnige Gelb, das am Morgen auf dem Weg zur Arbeit die Strasse säumt und so wunderbar zum jetzt im Frühling noch tiefblauen Himmel passt. Was für eine Blüten- und Farbenpracht! Fast immer denke ich bei diesem Anblick an die vereinzelten Zweige, die zur dieser Jahreszeit an der Basler Fasnacht das düstere Nebelgrau überstrahlen.


Sonntag, 23. März 2025

Liebeslieder

Den Samstagnachmittag verbringen wir nach einem guten Essen und einigen Gläsern Wein damit, zusammen mit dem jungen Paar DAS Lied für die näher rückende Hochzeit zu suchen. In einer Lautstärke, die jegliches Gespräch unmöglich und unnötig macht, hören wir uns Liebeslieder in allen Sprachen an. Wir übertreffen uns mit Ideen und Vorschlägen, die von Elvis Presley (can't help falling in love with you), die Beatles (Something), über die gängigen, neueren und älteren israelischen Lieder und sogar bis hin zu Ewigi Liäbi von Mash (das ausser mir niemand versteht) reichen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns mit der Suche nach einem Lied für die Hochzeit vergnügen – und wie immer bleibt auch heute die Wahl offen.

Gibt es eine erfreulichere Beschäftigung für einen Samstagnachmittag?