Mittwoch, 20. Februar 2019

Höchste Zeit für Diät


Seit ich die Fünfzig überschritten habe, nehme ich, zwar nur langsam und minimal, aber doch stetig zu. In den letzten drei Jahren habe ich – vielleicht wegen der hormonellen Umstellung – jedes Jahr durchschnittlich ein Kilo zugenommen, obwohl ich, gefühlt, kaum etwas esse. Sollte mein Gewicht konstant so weiter wachsen, werde ich im Alter von 120 Jahren 134 Kilo auf die Waage bringen. Das sind keine guten Aussichten, denn mit diesem Gewicht würde ich wohl kaum in einen Sarg passen.

Zum Glück gibt es heute für alles eine App und ich finde, es ist wieder einmal an der Zeit, mit der DiätApp "Noom" Kontrolle über mein Gewicht zu erlangen. Bei dieser App gebe ich Alter, Grösse, das aktuelle und das Zielgewicht, sowie die Strenge der geplanten Diät ein und sie spuckt mir die täglich erlaubte Kalorienzahl aus. Natürlich muss ich auch die Kalorien nicht selber zählen, sondern nur geflissentlichst jedes mir zugeführte Nahrungsmittel mit genauen Mengenangaben in der App vermerken. Die App erledigt die ganze Rechnerei für mich. Als Abnehmziel setzte ich vier Kilo, verteilt auf ein halbes Kilo pro Woche fest. Das scheint mir am frühen Morgen realisierbar.

Weil ich heute schon Sport getrieben habe, bin ich hungrig und erlaube mir ein reichhaltiges Müesli. Doch nach dem Morgenessen (1 Apfel, 1 Banane, 1 Joghurt, 1 Handvoll Nüsse, 2 Datteln, 2 EL Chia-Samen und 1 Kaffee mit Milch) stelle ich, zwar satt, aber ernüchtert fest, dass ich schon die Hälfte der erlaubten Kalorienzahl für diesen Tag verbraucht habe. Ich war wohl etwas zu streng mit mir, also passe ich den Diätplan an und schraube das wöchentliche Abnehmziel auf 0.3 kg hinunter. Zum Znüni esse ich 3 Cracker und ahne, dass ich heute um die Mittagszeit schon ein gravierendes Kalorienproblem haben könnte. Deshalb spiele ich noch etwas mit der App und lasse sie versuchshalber ausrechnen, wieviel ich mit nur 0.1 kg Abnahme wöchentlich heute noch essen dürfte. Nun, das sieht ja schon viel besser aus, und so eilig habe ich es ja nicht.

Nach dem Mittagessen komme ich dem Kalorien-Tageslimit aber trotzdem schon erschreckend nahe. Dann erinnere ich mich, dass ich das heutige Morgenjogging gar nicht eingegeben habe. Nachdem ich zehn Kilometer Laufen in die App gefüttert habe (es waren zwar nur sieben, aber ich runde grosszügig auf), relativiert sich das Kalorienmanko etwas und ich erlaube mir, zwei Schokoladenkugeln zu essen. Wegen einer bösen Vorahnung gebe ich die Schokokugeln aber gar nicht erst ein. Hingegen schraube ich jetzt das wöchentliche Abnehmziel auf Null hinunter, denn auch mein Gewicht beizuhalten und nur NICHT ZUzunehmen wäre ja schon ganz in Ordnung. Leider gerate ich aber trotzdem schon kurz nach dem Mittagessen in die roten Kalorienzahlen, und das wegen einem mickrigen Cappuccino! Als ich um 15 Uhr der Versuchung eines Apfelstrudels (2 Stück) erliege, gehen mir nicht nur endgültig die Kalorien, sondern zum Glück auch die Batterie des Handys aus.

Sonntag, 17. Februar 2019

Frühling

Weil mich dieses Wochenende zuviele Fotos aus der Schweiz erreichten und ich immer wieder neidvoll auf Berge und Skigebiete mit strahlend blauem Himmel blicken musste, während es bei uns so sehr stürmte, regnete und hagelte, dass man gar nicht nach draussen konnte und weil es jetzt, gerade nach dem Regen, am allerschönsten ist, genehmigte ich mir heute morgen einen ausgedehnten Streifzug durch die Natur. Jetzt bin ich wieder sicher, dass der Rasen des Nachbarn gar nicht grüner ist als unserer oder aber auf jeden Fall – bestimmt nicht blühender!









Mittwoch, 13. Februar 2019

Zum Jubiläum...

Als wüsste man bei der BAZ vom Jubiläum meiner Brustkrebsdiagnose, erscheint in diesen Tagen ein Interview, welches ich mit solchem Wohlgefallen lese, dass ich dem zuständigen Journalisten sogar verzeihe, dass es für mich mit drei Jahren Verspätung kommt.

Nach meiner Brustkrebsdiagnose und vor allem in der Zeit nach der Behandlung machte ich mir unzählige Gedanken über die Frage, warum ich an Krebs erkrankt war. Was war der Trigger für das Entstehen eines Tumors und was hatte sein Wachstum in meinem Körper ermöglicht? Hätte ich mit gesünderer Lebensweise die Krankheit vermeiden können? Trug ich Schuld an meiner Krankheit? Ich vermutete, dass Krebs eine Zufallskrankheit ist, grübelte aber doch viel über krebsfördernde Nahrungsmittel, Umwelteinflüsse und die Bedeutung der psychischen Konstitution auf die Gesundheit nach. Heute, fast drei Jahre später, bin ich in meinem Glauben gefestigt, dass bestimmte Nahrungsmittel oder Umwelteinflüsse zwar ungesund sein können, es aber keinen Sinn mehr macht, wenn man im Alter von 55 aufhört, Würste oder Zucker zu essen. Fast noch mehr Kopfzerbrechen bereitete mir aber die allgemeingültige Meinung, dass Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit Voraussetzung für intakte Gesundheit seien. Als eine Kollegin viele Jahre vor mir an Krebs erkrankte, dachte ich insgeheim „Kein Wunder, so zerrüttet wie ihr Leben und so verbittert wie sie ist...“. So ist es auch nicht erstaunlich, dass ich mir nach der eigenen Diagnose bei jedem Streit mit dem Partner, den Kindern, bei Ungewissheit im Job oder sonstigem seelischem Stress einbildete, ich würde den nächsten Tumor schon in mir wachsen fühlen.

Unterdessen stehe ich wieder so sicher im Leben, dass ich esse worauf ich Lust habe, ab und zu Alkohol trinke und sogar mit mehreren Handys neben dem Bett schlafe. Wenn mich an manchen Tagen seelischer Unmut oder Verstimmungen fast zu erdrücken scheinen, nehme ich das heute wieder gelassen. Ein bisschen Stress wirft mich nicht mehr aus der Bahn. Ich habe die Annahme verworfen, dass ich Einfluss auf mein Immunsystem oder die Zellbildung in meinem Körper hätte. Doch zu dieser Überzeugung zu gelangen, war für mich ein langwieriger Prozess.

Prof. Dr. med. Bernhard Pestalozzi ist Leitender Arzt Onkologie und stellvertretender Direktor an der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie des Universitätsspitals Zürich und seine Worte sind einfach, klar und deutlich. Es hätte mir damals nach der Diagnose gut getan, wenn mir die zuständigen Fachleute so klipp und klar vermittelt hätten, dass ich mir über meine seelische Verfassung nicht den Kopf zermartern sollte.



Hier ein kurzer Auszug aus dem Interview vom 6.2.2019 in der BAZ:

BAZ: Mit welchem Vorurteil über Krebs wollen Sie aufräumen?

Herr Pestalozzi: Krebs entsteht nicht, weil man die falsche psychische Haltung oder zu viel Stress hat. Wenn es um das Verhalten geht, so kann ich nur sagen: Hören Sie um Himmels willen mit dem Rauchen auf! Das ist wirklich wichtig. Krebs ist eine körperliche Krankheit; es sind Zellen, die sich unkontrolliert vermehren. Das hat nichts mit negativem Denken zu tun! Krebs ist keine seelische Krankheit. Wer dieser Meinung ist, bürdet den Betroffenen zusätzlich die Schuld an ihrer Krankheit auf.

BAZ: Gibt es Studien dazu?

Herr Pestalozzi: Ja. Und die zeigen: Depressive Menschen erkranken später nicht häufiger an Krebs. Es gibt keine «Krebspersönlichkeit».