Montag, 13. Oktober 2025

Mein Treffen mit Präsident Trump




Spontan fliege ich schon wieder in die Schweiz. Kaum habe ich den Entschluss gefasst und einen Flug gebucht, wird bekannt gegeben, dass Präsident Donald J. Trump höchstpersönlich Israel beehren und in der Knesset eine Ansprache halten wird. Ausgerechnet am Montag, dem Tag meiner Abreise!

In den dramatischen Stunden davor werden – nach Trumps Plan – endlich alle Geiseln freigelassen, auf die wir zwei lange Jahre inbrünstig gewartet haben. Wer hätte gedacht, dass dieser Horror tatsächlich ein Ende haben wird! Ganz Israel befindet sich in einem historischen Freudentaumel. Wir möchten Trump die Füsse küssen, auch wenn er ein chauvinistisches Ekel und eine kulturelle Banause ist. Soll sich doch die ganze Welt über den Mann mokieren, der an Staatsbanketts auf Ketchup besteht. Es ist uns egal. Unsere Brüder und Schwestern sind endlich frei, bei ihren Familien! 

Doch das Timing ist denkbar schlecht. Es hat das Potential für einen logistischen Albtraum: Mein Flug hebt nur zehn Minuten nach Trumps Landung ab!

Die Vorbereitungen am Flughafen Ben-Gurion und den zuführenden Verkehrsachsen laufen in den Stunden vor Trumps Ankunft auf Hochtouren. Die Schnellstrasse nach Jerusalem, die Hauptzufahrtstrasse an den Flughafen, ist gesperrt. Der Flughafen ist von bewaffneten Sicherheitskräften umzingelt. Und der Luftraum? Werden wir fliegen?
Immerhin hat man den Zugverkehr „intensiviert“ und ich reise trotz der Verkehrseinschränkungen bequem und pünktlich an.

Genau zur Zeit meines Abflugs findet am Ben-Gurion-Flughafen die grosse Begrüßungszeremonie statt. Präsident Herzog, Premierminister Netanyahu, Frau Netanyahu, die gesamte nationale Prominenz versammelt sich.
Und ich, mittendrin. 

Doch entgegen aller Befürchtungen verläuft mein Check-in wie am Schnürchen. Ich sitze rechtzeitig im Flugzeug. Kein Agent des Secret Service hält mich versehentlich auf. Kein Gedränge. Kein "Balagan". Nur eine Menge Israelis, die in diesen historischen Momenten der Weltgeschichte wie Bessessene über alle möglichen Bildschirme an den Nachrichten hängen.

Kurz vor dem Abflug spähe ich neugierig aus dem Fenster. Die eindrückliche Maschine der Air Force One ist eben angerollt. Da liegt der rote Teppich – und da – sind das nicht King Bibi und seine Frau Sara? 
Und dann sehe ich IHN, Präsident Trump, wie er mit wehenden orangen Haaren die Gangway hinunterschreitet.

Unsere Blicke treffen sich. Die Zeit steht still. 
Ich winke. 
Er winkt zurück.

Melania verengt die Augen zu gefährlichen Schlitzen – aber ich bleibe standhaft. Ich blinzle Präsident Trump verschwörerisch zu und flüstere durch das Doppelfenster ein leises „Danke!“

Dann heben wir ab. Ich bestelle einen Orangensaft und lehne mich zurück, in der Gewissheit auf den Beginn einer neuen politischen Realität im Nahen Osten.

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Was wahr ist an der Geschichte:
Ich fliege in die Schweiz.
Präsident Trump landet genau zur Zeit meines Abflugs.
Natürlich bekomme ich ihn nicht zu Gesicht.
Während ich fliege, hält Trump eine Rede in der Knesset.
Zwanzig lebende Geiseln sind endlich frei!





1 Kommentar:

Schreibschaukel hat gesagt…

Wunderbar! Genau das habe ich jetzt gebraucht nach diesem Tag, der eine emotionale Achterbahnfahrt sondergleichen war. Danke. Und willkommen. :-)