Mittwoch, 18. April 2018

Laufen oder davonlaufen?



Nach meiner Laufflaute im Winter wegen Grippe, Hüftschmerzen, stürmischem Wetter, schlechter Laune und anderen mehr oder weniger plausiblen Gründen, trainiere ich jetzt ganz bewusst wieder intensiver. Ich habe mir vorgenommen, viermal in der Woche zu laufen und dabei die wöchentliche Gesamtkilometerzahl immer mehr zu erhöhen. In den letzten zwei Wochen, bei perfektem Wetter, habe ich das ganz gut durchgezogen und ich merke schon, wie sich meine Ausdauer verbessert und das Laufen leichter fällt. Heute laufe ich zwölf Kilometer und während dem Laufen denke ich unvermittelt, dass Laufen mit Flüchten assoziiert wird. Flüchte ich? Wovor laufe ich eigentlich davon?

Ich bin kein ehrgeiziger Mensch und ich habe kein Ziel. An Wettkämpfen nehme ich schon lange nicht mehr teil. Was motiviert mich, viermal in der Woche in den frühen Morgenstunden aus dem Bett zu hüpfen und noch vor dem Frühstück sinnlos durch die Gegend zu rennen? Beim Laufen fühle ich mich stark und vital, aber die körperlichen Einschränkungen werden mit dem Alter nicht weniger. Ab Kilometer Sieben schmerzen die Hüften, bei Kilometer Zehn kommen die Knie dazu. Warum also?

Irgendein Slogan sagt „because I can“. Weil ich es kann. Heute schliesse ich beim Laufen auf einer ausgedehnten Strecke die Augen, orientiere mich nur nach der Helligkeit der Sonne, die mir frühmorgens schon durch die geschlossenen Lider brennt. Ich konzentriere mich auf mein Atmen und den Rhythmus meiner Schritte. Salzige Meerluft in der Nase, das leise Rauschen der Wellen in den Ohren.

Laufen hat für mich etwas meditatives. Aber warum braucht ein Mensch viermal in der Woche Meditation, könnte man berechtigt fragen. Noch dazu eine Meditation, die man sich ziemlich schwer abringt. Ich könnte ja auch im Lotussitz auf dem Teppich sitzen und auf die Erleuchtung warten. Oder dass das Frühstück serviert wird, was immer zuerst kommt.

Vielleicht flüchte ich ja tatsächlich, wer weiss. Und solange ich nicht weiss wovor, werde ich wohl nicht entkommen. Na ja, was soll’s. Jeder hat seine Macken. Ich laufe weiter ohne zu wissen warum. Aber vielleicht, wenn ich nur lange genug weiterlaufe, werde ich der Sache auf den Grund kommen.



1 Kommentar:

wegwunder hat gesagt…

Ach, wie gern ich joggen könnte (konnte mich da nie durchbeissen) ... als erstes würde ich auch vor meinen Gelenkschmerzen davon laufen... und ich verstehe die meditative Sichtweise sehr sehr gut - so geht's mir häufig auf dem Fahrrad (gelenkschonend, yep). Dem Meer entlang, auf Sand geht, halt Fahrrad nicht (vielleicht mit "fat bike?"), tolle Laufstrecke hast du da.
Herzlich,
Sibylle